Danksagung Blog und Twitter Dokumentarfilm „Germanomics“

Übersicht Studien

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Die Produktivität ist langfristig der bestimmende Treiber für Wachstum und Wohlstand. Doch das Produktivitätswachstum in Deutschland ist seit Jahren weder hoch noch inklusiv. Nur wenige Unternehmen und Regionen verzeichnen robuste Wachstumsraten, während weite Teile der Wirtschaft stagnieren und somit weiter zurückfallen. Das hat Auswirkungen auf die Teilhabechancen und den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Ziel des Projektes „Produktivität für inklusives Wachstum“ ist es, dieses für die Überlebensfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft entscheidende und doch vielfach unterschätzte Thema in die öffentliche und wirtschaftspolitische Diskussion zu bringen. Hierbei ging es in der Projektlaufzeit von 2018 bis 2021 zum einen darum, zu verstehen und zu erklären, welches die Ursachen und die Folgen der zunehmenden Ungleichheit in der Produktivitätsentwicklung sind. Zum anderen wurden Lösungsoptionen erarbeitet und zur Diskussion gestellt, was Wirtschaftspolitik beitragen kann, um das Produktivitätswachstum in der Breite der Unternehmenslandschaft zu erhöhen und damit auch gesellschaftlichen Spaltungstendenzen entgegenzuwirken.

Im Laufe des Projekts sind wissenschaftliche Studien, Szenarien für den Wirtschaftsstandort Deutschland und ein Dokumentarfilm über die Herausforderungen der Sozialen Marktwirtschaft entstanden. Ein Blog hat mit zahlreichen Analysen, Kommentaren und Empfehlungen zur notwendigen Debatte über ein neues Verständnis von Produktivität beigetragen.

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Studien und weitere Veröffentlichungen des Projektes

Im Verlauf des Projekts sind 12 wissenschaftliche Studien in Zusammenarbeit mit verschiedenen Forschungseinrichtungen und der OECD entstanden. Die Grundlagenstudie „Produktivität und inklusives Wachstum“ wurde von einem interdisziplinären Team am WIFO erarbeitet und ist als Buchpublikation im Verlag Bertelsmann Stiftung erschienen.

Produktivität und Inklusives Wachstum 1
Unternehmenskonzentration und Lohnquote in Deutschland

Immer mehr Märkte folgen dem Prinzip „The winner takes it all" - einige wenige hochproduktive „Superstar“-Firmen dominieren zunehmend ganze Branchen. Wie wirkt sich ihre Dominanz auf die Löhne von Arbeitnehmern und die Verteilung von Wachstum und Wohlstand aus? Die Studie „Unternehmenskonzentration und Lohnquote“ in Deutschland untersucht Deutschlands Branchen zwischen 2008 und 2016 und zeigt, dass die wachsende Marktmacht in Deutschlands Dienstleistungsbranchen mit einem Rückgang der Lohnquote einhergeht und Lohnzuwächse bremst.

Forschungspartner: Prognos AG

Produktivität und Inklusives Wachstum 2
Produktivitätsentwicklung in Deutschland

Wie steht es um die regionale Produktivitätsentwicklung in Deutschland? Welches sind die Gewinner-, welches die Verliererregionen? Welche Sektoren bestimmen die Entwicklung? Das Produktivitätswachstum in Deutschland ist im Vergleich zu vielen anderen Volkswirtschaften recht gleich verteilt. Eine Ausnahme bildet der Osten. Die Arbeitsproduktivität der ostdeutschen Bundesländer liegt etwa 20 Prozent unter der in den westdeutschen Bundesländern. Doch das Ost-West-Gefälle ist vor allem auch ein Stadt-Land-Gefälle. Die städtischen Regionen haben Produktivitätsvorteile gegenüber den ländlichen Regionen. Zudem findet sich die hochproduktive Industrie fast ausnahmslos im Westen.

Forschungspartner: DIW Berlin

Produktivität und Inklusives Wachstum 3
Wachstum und Produktivität 2035

Ostdeutschland steht vor einer weiteren großen Herausforderung: Dem demografischen Wandel. Dieser schlägt dort bereits heute besonders zu. Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter ist im Vergleich zu 1996 um fast 15 Prozent zurückgegangen. Im Westen ist die Zahl hingegen sogar leicht gestiegen. Wie stark sind die einzelnen Bundesländer schon jetzt von diesen Trends betroffen, welche Entwicklungen sind in der Zukunft zu erwarten? In der Studie „Wachstum und Produktivität 2035“ wurde diese Frage gemeinsam mit dem Ifo-Institut auf Ebene der deutschen Bundesländer bis in das Jahr 2035 untersucht. Strukturschwache Länder in West- und Ostdeutschland stehen vor großen Herausforderungen.

Forschungspartner: ifo Institut

Produktivität und Inklusives Wachstum 4
Frontiers und Laggards

Unterschiede in der Entwicklung gibt es nicht allein zwischen Regionen, sondern auch zwischen Unternehmen – selbst innerhalb eng abgegrenzter Wirtschaftsbereiche, wie die Studie „Frontiers und Laggards“ zeigt. In der Industrie sind die produktivsten Unternehmen („Frontiers“) im Durchschnitt 2,5 Mal produktiver als die übrigen Unternehmen („Laggards“), in den Dienstleistungen sogar 5 bis 7 Mal. Vor der Finanzkrise konnten die „Laggards“ sogar etwas aufholen. Seit der Finanzkrise ist der Aufholprozess jedoch ins Stocken geraten.

Forschungspartner: DIW Berlin

Produktivität und Inklusives Wachstum 5
Internationaler Vergleich des sektoralen Wissenskapitals

Entscheidend für Wachstum sind immer mehr die Investitionen in das Wissenskapital. Hierzu zählen z.B. Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Organisationsstrukturen und die Weiterbildung der Mitarbeiter:innen. Die deutschen Unternehmen investieren insgesamt deutlich weniger in Wissenskapital als ihre internationalen Wettbewerber, wie die Studie „Internationaler Vergleich des sektoralen Wissenskapitals“ zeigt. Auch der Kapitalstock ist älter als in anderen Industrienationen – insbesondere Frankreich ist deutlich moderner aufgestellt. Besonders groß ist der Rückstand des deutschen Dienstleistungssektors. Doch auch die Flaggschiffe der deutschen Wirtschaft – der Automobilsektor und der Maschinenbau – fallen im internationalen Vergleich zusehends zurück.

Forschungspartner: DIW Berlin

Produktivität und Inklusives Wachstum 6
Innovative Milieus

Wie ist es generell um die Zukunftsfähigkeit der Industrie in Deutschland bestellt? Die Studie „Innovative Milieus“ beantwortet wiese Frage auf Grundlage einer repräsentativen Befragung von Unternehmen. Etwa die Hälfte aller Unternehmen ordnet sich in innovationsschwache Milieus ein. Diesen Unternehmen ist die Bedeutung von Innovation für den eigenen Unternehmenserfolg häufig gar nicht bewusst ist. Das hat Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Forschungspartner: IW Köln

Innovationen sind ein zentraler Treiber der Produktivität und somit der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft insgesamt. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor Kraftanstrengungen, wie die Studie „Produktivität von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland“ zeigt. Zwischen 2012 und 2016 ist die Arbeitsproduktivität großer Unternehmen um zwölf Prozent stärker gewachsen als die von KMU. Große Unternehmen investieren pro Mitarbeiter deutlich stärker in ihre Kapitalausstattung und in Forschung und Entwicklung.

Forschungspartner: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn)

Die Corona-Pandemie droht die Unternehmenslandschaft zu verändern. Manche Unternehmen überstehen die Krise nicht, angeschlagene Unternehmen sind gute Übernahmekandidaten. Was folgt, ist eine Zunahme der Marktkonzentration zugunsten einiger Großkonzerne. Das hat Folgen für den Innovationsstandort Deutschland. Denn je schwächer der Wettbewerb, desto weniger investieren die Unternehmen in Innovationsaktivitäten.

Forschungspartner: ZEW Mannheim

Produktivität und Inklusives Wachstum 9
Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2018

Ob als Gründer, Inhaber mittel- und kleinständischer Unternehmen oder Selbständige in einem freien Beruf, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte leisten heute einen wichtigen Beitrag zu einem vielfältigen und leistungsstarken Mittelstand und zu einem gesunden Arbeitsmarkt in Deutschland. Rund 2,3 Millionen Personen sind 2018 in Deutschland dank der unternehmerischen Tätigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Investitionen in Bildung und bedarfsgerechte Förder- und Beratungsstrukturen könnten den Leistungsbeitrag der Selbstständigen mit Zuwanderungsgeschichte für Wirtschaft und Integration noch vergrößern.

Forschungspartner: Prognos AG

Die Studie „Ausländische Staatsangehörige als Gründer in NRW zwischen 2003 und 2018“ untersucht, wie sich das Gründungsverhalten von Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft in NRW verändert hat. Insgesamt ist die Zahl der Gründungen in NRW rückläufig. Rund 6.000 Unternehmen scheiden im Jahr durchschnittlich mehr aus als Neugründungen hinzukommen. Ohne die zunehmenden Gründungsaktivitäten ausländischer Staatsangehöriger wäre der gewerbliche Unternehmensbestand in NRW noch weitaus stärker eingebrochen.

Forschungspartner: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn)

Produktivität und Inklusives Wachstum 11
Lohneinkommensentwicklung 2025

Das Produktivitätswachstum ist ein wichtiger Bestimmungsfaktor für das Wachstum der Arbeitslöhne. Allerdings verzeichnen nur noch wenige Branchen ein robustes Wachstum der Arbeitsproduktivität. Das wird Folgen für die Beschäftigten haben. Lohneinkommen driften auseinander. Besserverdienende ziehen davon, Geringverdienende erleiden gar reale Einkommensverluste, so unsere Projektion. Die Corona-Pandemie dürfte diese Ungleichgewichte noch weiter verschärfen.

Forschungspartner: Prognos AG

Produktivität und Inklusives Wachstum 12
Industry and Productivity Dynamics in Germany

Für die in Deutschland dringend benötigte Steigerung der Produktivität sorgt vor allem die hohe Unternehmensfluktuation im Lowtech-Bereich. Das zeigt die Studie „Industry and Productivity Dynamics in Germany“. Seit Jahren schon schwächt sich in Deutschland die Unternehmensdynamik immer weiter ab: Gründungen gingen ebenso wie Unternehmensschließungen stetig zurück. Lediglich die IT-Branche und die Region Berlin heben sich ab.

Forschungspartner: ZEW Mannheim

OECD Science, Technology and Industry Policy Papers
On the Concentration of Innovation in the Top Cities in the Digital Age

Die Konzentration der globalen Innovationskraft hat in den letzten 20 Jahren trotz Digitalisierung nicht abgenommen: Wenige große Metropolen vereinen einen großen Anteil der Patentanmeldungen auf sich, mit weitem Abstand zum Rest. Zu diesem Ergebnis kommt die gemeinsame Studie von OECD und Bertelsmann Stiftung, für die die Patentanmeldungen in 30 OECD-Ländern zwischen 1995 und 2014 untersucht wurden.

Forschungspartner: OECD

Buchpublikation im Verlag Bertelsmann Stiftung
Produktivität und inklusives Wachstum

Wieso wächst in vielen entwickelten Industriestaaten die Produktivität nicht mehr? Lässt sich dieses Phänomen darauf zurückführen, dass sich einige große Unternehmen schneller und dynamischer entwickeln als kleinere und mittlere? Sind Lohnunterschiede und regionale Disparitäten die Folge? Die Studie „Produktivität und inklusives Wachstum“ beschreibt die Mechanismen hinter der ungleichen Produktivitätsentwicklung. Sie bietet einen Analyserahmen, um Politikinstrumente in ihrer Wirkung auf Wachstum und Inklusion beurteilen zu können. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf den Politikfeldern Wettbewerbs- und Regulierungspolitik, öffentliche Investitionen und Investitionsförderung sowie Innovationspolitik.

Forschungspartner: WIFO

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Sechs Szenarien für den Wirtschaftsstandort Deutschland

© Besim Mazhiqi

Auch nach der Coronakrise steht Deutschlands Wirtschaft unter Druck: Die Digitalisierung stellt Geschäftsmodelle in Frage, die Anforderungen eines ernsthaften Wandels hin zu einer klimaneutralen und ressourcenschonenden Wirtschaftsweise müssen gestemmt werden. Gerade in einer Situation tiefgreifenden Wandels ist es wichtig, bestimmende Zukunftsfaktoren und grundlegende Trends in den Blick zu nehmen. 28 junge Verantwortungsträger:innen aus ganz Deutschland haben auf unsere Einladung hin in einem strukturierten Prozess Szenarien für das Jahr 2040 erarbeitet.

Wie werden sich die Strukturen des Wirtschaftsstandortes bis dahin verändern? Wovon werden wir 20 Jahre nach Corona leben? Wer sind die Gewinner:innen dieser Veränderungen, wer bleibt zurück? Vor dem Hintergrund dieser Leitfragen hat die Gruppe sechs Szenarien entwickelt. Sie zeigen damit, wie unterschiedlich sich die aktuellen Herausforderungen und weitere Trends sich langfristig auf den Wirtschaftsstandort Deutschland auswirken können. Sie zeigen damit aber auch, wie sehr unsere Zukunft von den richtigen Entscheidungen in Politik und Wirtschaft abhängt. Was jetzt beachtet werden muss, damit Deutschland den Anschluss nicht verliert, machen die Handlungsempfehlungen der Gruppe deutlich: