
# 1 Deep Tech und Künstliche Intelligenz
- Worum geht es?
- #1 AI Advisory Council
- #2 AR & VR in der Bildung
- #3 Ausgründung aus der Spitzenforschung
- #4 Compliance Bot für Staat und Unternehmen
- #5 How to Digital-Gipfel
- #6 KI-gestützte personalisierte Lernsysteme
- #7 KI-Modelle für die Verwaltung
- #8 KMU-KI-Hackathon
- #9 Materialwissenschaft
- #10 Digitale Inklusion als Innovationsbooster
- #11 Ökosysteme für Spitzentechnologie
- #12 Speed-Visa für Spitzenforscher:innen
Worum geht es?
Die fortwährende wirtschaftliche Transformation wird in zunehmendem Maße von Deep Tech und Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt. Diese Technologien verändern nicht nur Produkte oder Prozesse, sondern ganze Geschäftsmodelle, Branchenstrukturen und gesellschaftliche Interaktionen. Sie ermöglichen intelligente Infrastrukturen, ressourcenschonende Produktion und individualisierte, zugleich inklusivere Dienstleistungen. Dabei gilt KI als zentrale Querschnittstechnologie – tief eingebettet in unterschiedlichste Anwendungsfelder, von Bildung über Gesundheit bis zur Industrie.
Deep Tech umfasst eine Vielzahl technologischer Schlüsselbereiche: Quantencomputing, Robotik, neuartige Materialien, Neurotechnologie, synthetische Biologie und darüber hinaus. Was sie verbindet, ist ihr Potenzial zur Erschließung gänzlich neuer Märkte, zur Lösung komplexer Herausforderungen und zur Stärkung technologischer Souveränität. Für Europa – und insbesondere Deutschland – steht dabei viel auf dem Spiel: Nur durch gezielten Aufbau eigener Innovationsökosysteme lässt sich die Abhängigkeit von außereuropäischen Plattformen und Infrastrukturen reduzieren (und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten). Eine resiliente, gemeinwohlorientierte (Open Source) Deep-Tech-Strategie wird so zum zentralen Bestandteil eines nachhaltigen Wirtschaftsmodells.
Gleichzeitig stellen diese Technologien neue Anforderungen an Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Denn mit wachsender Wirkungstiefe steigen auch die Risiken: algorithmische Diskriminierung, mangelnde Nachvollziehbarkeit, ethische Zielkonflikte oder eine wachsende digitale Kluft. Der Ruf nach „Trustworthy AI“, also vertrauenswürdiger, verantwortungsvoll eingesetzter KI, ist deshalb mehr als Programmrhetorik – er ist ein Gebot gesellschaftlicher Legitimation. Nur wenn technologisches Know-how an demokratische, soziale und ökologische Leitplanken gekoppelt wird, kann Deep Tech sein volles Potenzial im Sinne des Gemeinwohls entfalten.
Dabei geht es nicht nur um Hochtechnologie für Großunternehmen oder Spitzenforschung. Die eigentliche Hebelwirkung entsteht dort, wo Deep Tech und KI in die Breite wirken – etwa durch datenbasierte Lernplattformen für benachteiligte Gruppen, KI-gestützte Assistenzsysteme für mittelständische Betriebe oder intelligente Planungsinstrumente für kommunale Klimaschutzmaßnahmen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Startups, Kommunen und Bildungsakteure können durch passgenaue Anwendungen profitieren – wenn die Voraussetzungen stimmen: offene Standards, datenschutzgerechte Infrastruktur, klare rechtliche Rahmen und gezielte Qualifizierungsstrategien.
Im Zentrum steht die Frage, wie sich in Deutschland und Europa ein innovationsförderndes, ethisch verantwortungsvolles und souveränes KI- und Deep-Tech-Ökosystem entwickeln lässt. Um dieses Potenzial zu heben, stellt das nachfolgende Kapitel des Voices-Innovationskatalogs verschiedene Innovationen vor – darunter das „AI Advisory Council“ oder das „Ökosystem für Spitzentechnologie“. Beide Initiativen fördern durch interdisziplinäre Beiräte und Austauschformate eine Vogelperspektive auf zentrale Zukunftsthemen – mit Impulsen für Politik und Wirtschaft.
Als Querschnittstechnologie bietet Künstliche Intelligenz vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Das Kapitel richtet den Fokus deshalb auch auf die soziale und persönliche Dimension – und betont das Potenzial für Bildung und Teilhabe. Innovationsbeispiele wie „AR/VR in der Bildung“ oder „Mehr Innovation durch echte digitale Inklusion“ zeigen auf, wie technologische Entwicklung gezielt gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann. Darüber hinaus werden konkrete Anwendungsfälle beschrieben, die bereits heute entscheidende Verbesserungen ermöglichen – etwa durch die Innovationen „KMU-KI-Hackathon“ oder „How to Digital-Gipfel“.
Die „Voices of Economic Transformation“ zeigen mit ihren Vorschlägen, wie aus wissenschaftlicher Exzellenz und technologischer Komplexität tragfähige Lösungen für die sozial-ökologische Transformation entstehen – und wie dieser Wandel aktiv gestaltet werden kann.
#1 AI Advisory Council
von Laura Hirvi
Das Problem
In der deutschen Digitalpolitik fehlt ein unabhängiges, praxisorientiertes Beratungsgremium, das als „Reality Check“ für KI-Initiativen dient und die Perspektiven aus Wirtschaft und Forschung bündelt. Ohne kontinuierlichen, praxisnahen Austausch mit Expert:innen, die täglich mit KI arbeiten, werden wichtige Chancen verpasst und Fehlentwicklungen möglicherweise nicht rechtzeitig erkannt, da KI als zentrale Querschnitts- und Kerntechnologie rasant voranschreitet.
Die Innovation
Ein interdisziplinärer AI Advisory Council fungiert als Sounding Board und Sparringspartner für die Politik. Durch regelmäßigen Austausch bringt er seine Expertise zu Potenzialen, Herausforderungen, Risiken und Auswirkungen der Entwicklung und Anwendung Künstlicher Intelligenz ein. Bei dringenden Fragestellungen steht er der Politik schnell und unabhängig beratend zur Seite.
Der jährlich stattfindende Digital-Gipfel dient diesem KI-Beirat als fixer Meilenstein, zu dem er Handlungsempfehlung in Bezug auf KI mit der Politik und dem breiteren Ökosystem teilt.
Das Ziel
Eine transparente Plattform für einen Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft schaffen, um Entscheidungen in Bezug auf KI-Innovationen mit einem besseren Verständnis zu treffen.
Die Maßnahmen
Politik:
Zuständigkeit klären: Festlegen, welchem Ministerium der AI Advisory Council primär zugeordnet wird – das Digitalministerium bietet sich aufgrund seiner ressortübergreifenden Rolle besonders an
Best-Practice-Austausch: Gespräche mit Ländern wie Österreich führen, die bereits positive Erfahrungen mit einem AI Advisory Council gesammelt haben, um Strukturen, Rollen und Formate adaptieren zu können
Rahmenbedingungen definieren: Größe, Zusammensetzung und Sitzungsrhythmus des Beirats festlegen; dabei auf Interdisziplinarität, Diversität und Praxisnähe achten
Besetzung initiieren: Geeignete Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und technischer Praxis identifizieren und einladen
Verankerung im Politikprozess sicherstellen: Klare Schnittstellen zum Digital-Gipfel und laufenden Gesetzesvorhaben schaffen, damit die Empfehlungen systematisch berücksichtigt werden können
Die Anwendungsbereiche
Technologiefolgenabschätzung, Vernetzung & Dialog, Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
#2 AR & VR in der Bildung
von CHRISTIAN VERING
Das Problem
Das Bildungssystem in Deutschland basiert auf veralteten Lehrplänen und Lehr-Lern-Methoden. Kinder müssen zusätzliche Kompetenzen lernen, um in zukünftigen Gesellschaften ihre Rolle zu finden und auszufüllen. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel den Zugang zu hochwertiger Bildung erschweren. Die Nutzung von Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) als Bildungsformat kann hier Abhilfe schaffen.
Die Innovation
Konsequente Nutzung von AR- und VR-Technologien im Bereich der Bildung
Das Ziel
Potenziale von AR- & VR-Technologien systematisch nutzen, um innovative Lehr- und Lernangebote zu gestalten. Durch den gezielten Einsatz immersiver Technologien adaptive Lehr-Lernpfade etablieren, die veraltete Bildungsstrukturen modernisieren und dem Fachkräftemangel mit skalierbaren Qualifizierungsformaten entgegenwirken.
Die Maßnahmen
Kultusministerien der Länder:
Entwicklung und Integration von AR/VR-Lehrplänen
Initiierung und Förderung von Pilotprojekten und Modellschulen
Bereitstellung von Förderprogrammen für technische Infrastruktur
Festlegung von Standards für digitale Kompetenzen für Schüler:innen
Hochschule und Universitäten, EdTech-Unternehmen:
Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von AR/VR-Lernmodulen
Forschung zu didaktischen Konzepten und Wirksamkeit von AR/VR im Bildungsbereich
Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften im Umgang mit AR/VR
Kooperation mit Technologieunternehmen zur Entwicklung innovativer Lösungen
Durchführung von Evaluationen und Studien zu Pilotprojekten
Die Anwendungsbereiche
Weiterbildung, Digitale Bildung, Medienkompetenz & digitale Schlüsselkompetenzen, EdTech-Innovationen, Adaptive Lernumgebungen
#3 Ausgründung aus der Spitzenforschung
von JOSHUA ALLEN & CHRISTIAN VERING
Das Problem
Komplexe, nicht-standardisierte Intellectual Property (IP)-Regelungen und zu hohe Erwartungen der Universitäten an der Beteiligung an IP und perspektivischen Gewinnen erschweren Ausgründungen und behindern den Transfer von Forschung in die Anwendung. Sinkende Studierendenzahlen sind ein Frühwarnsignal für eine wachsende Lücke im Innovationssystem, besonders in Tech-Bereichen. Hochschulen fehlt es oft an Anreizen und rechtlicher Klarheit zur Gründungsförderung, was den Innovationsstau verstärkt und die Transformation ausbremst.
Die Innovation
Standardisierte IP-Verfahren und Vertragsvorlagen sollen Ausgründungen erleichtern, Rechtssicherheit schaffen und den Wissenstransfer stärken. Ergänzend gibt es Anreize, die Hochschulen am Erfolg ihrer Spin-offs beteiligen. Daraus folgt ein gründungs- und innovationsfreundliches Umfeld mit positiver Wirkung auf Reputation, Drittmittel und die Attraktivität technologieorientierter Studiengänge.
Das Ziel
Entrepreneurship neben Forschung und Lehre als gelebte dritte Säule an Hochschulen zu verankern und die Zahl erfolgreicher Ausgründungen aus der Wissenschaft signifikant zu erhöhen. Zudem Hochschulen ermutigen, Spin-offs als strategisches Ziel zu verfolgen, etwa über neue Leistungsindikatoren im Bereich Transfer.
Die Maßnahmen
Universitäten und Hochschulen:
Aufbau eines niedrigschwelligen Vorfeldprogramms („Pre-EXIST“) für studentische Teams mit Gründungsabsicht – als ergänzende Maßnahme zur EXIST-Förderung.
Frühzeitiges Mentoring während Projekt- und Übergangsphase
Integration von Gründungsvorhaben in interdisziplinäre Abschlussarbeiten
Modulare IP-Vertragsstandards auf marktüblicher Basis einführen
Nutzung standardisierter Bewertungen (z. B. DIN 77100), Aufbau von Deal-Datenbanken
Anwendung liquiditätsschonender Vertragsmodelle, um Gründungsteams in der Frühphase nicht zu überlasten
Etablierung interner Prozesse zur proaktiven Unterstützung von Ausgründungen – z. B. IP-Offices
Politik:
Umsetzung einer nationalen IP-Strategie
Universitäten sollen gezielt Mittel erhalten, um Projektergebnisse mit hohem Technology Readiness Level (TRL) in die Anwendung zu bringen.
Finanzierung für das TRL kann sich an den im Koalitionsvertrag angekündigten Startup-Factories orientieren – als Public-Private-Partnerships (PPPs) mit öffentlicher Förderung. Orientierung zur Umsetzung bietet zudem auch die UnternehmerTUM der Technischen Universität München.
Zentrale Schlichtungsstelle für IP-Konflikte und Vermeidung von Gründungsblockaden
Pre-Seed-Förderung über BMFTR-Programme und Länderinitiativen
Anreizsysteme zur Beteiligung von Hochschulen am Spin-off-Erfolg
Bundesweite Kampagne für Gründungserfolge und das Innovationsprofil von Hochschulen
Die Anwendungsbereiche
Stärkung von Wissenschaft-Wirtschaft-Transfers, PPPs, Förderung von Entrepreneur-Spirit
#4 Compliance Bot für Staat und Unternehmen
von JOSHUA ALLEN
Das Problem
Unternehmen sehen sich beim Einsatz neuer Technologien einem unübersichtlichen Netz regulatorischer Anforderungen gegenüber. Es fehlt an klaren Informationen, zuständigen Stellen und rechtlicher Orientierung – vor allem bei neuartigen Anwendungen ohne etablierte Erfahrungswerte. Die Verwaltung ist personell oft unterbesetzt und kann dem Innovationsdruck kaum folgen. Einzelberatungen sind rechtlich nicht zulässig. Die Folge: Innovationsdynamik trifft auf administrative Überforderung – mit bremsender Wirkung auf Technologieentwicklung.
Die Innovation
Ein KI-gestützter Compliance Bot unterstützt Unternehmen, regulatorische Anforderungen besser zu verstehen – vom AI Act über CE-Kennzeichnung bis zu Fragen des Medizin-, Umwelt- oder Datenschutzrechts. Mithilfe eines generativen Sprachmodells (LLM) liefert das System erste Orientierung und verweist bei komplexeren Fällen strukturiert an zuständige Stellen. Langfristig entsteht ein rechtlich geprüftes Verwaltungs-LLM mit automatisierten Behördenantworten. Mehrwert: Der Bot fungiert als intelligenter Pre-Screening-Mechanismus, verbessert Marktüberwachung und steigert die Effizienz von Verwaltungsprozessen.
Das Ziel
Regulatorisches Wissen für Unternehmen leichter zugänglich machen und Unsicherheiten im Umgang mit KI abbauen. Gleichzeitig werden Gründungshürden reduziert, Verwaltungsprozesse beschleunigt und die Innovationsfähigkeit am Standort Deutschland gestärkt. So können Unternehmen frühzeitig rechtskonform entwickeln – und Behörden gezielt entlastet werden.
Die Maßnahmen
Bundesministerien und nachgeordnete Behörden:
Aufbau eines domänenspezifischen, mehrsprachigen und souveränen Compliance-LLMs, trainiert auf öffentlich zugänglichen EU- und Bundesrichtlinien, nationalen Verordnungen und Verwaltungsentscheidungen
Klärung zulässiger Einsatzbereiche maschineller Orientierung vs. gesetzlich nötigem Human-Review
Pilotierung als öffentliches Projekt mit dem GovTech-Ökosystems
Verankerung in Digitalstrategie und Koalitionsvertrag (Stichwort: „digitale One-Stop-Shops“)
Entwicklung modularer LLM-Bausteine für bestimmte Regulierungsdomänen, z. B.:
- Medizinprodukte und Medical Device Regulation
- Energie- und Umweltregulierung
- Datennutzung und KI im öffentlichen Raum
- Produktsicherheit (inkl. CE-Kennzeichnung)
- Anbindung an reale Ansprechpartner für komplexe Fallübergaben
Rechtliche Begleitung durch beispielsweise das hier vorgeschlagene AI Advisory Council (siehe oben) mit Empfehlungen zur Weiterentwicklung regulatorischer Rahmenbedingungen für KI in der Verwaltung
Die Anwendungsbereiche
Unternehmen (insbesondere Startups und KMU) in hochregulierten Sektoren (z. B. MedTech, ClimateTech, LegalTech), Behörden mit Marktüberwachungs- oder Genehmigungsfunktion, Gründungszentren
#5 How to Digital-Gipfel
von LAURA HIRVI
Das Problem
Der Digital-Gipfel ist eine wichtige Plattform für Austausch und Vernetzung, schöpft sein Potenzial als Impulsgeber und Beschleuniger digitalpolitischer Vorhaben jedoch noch nicht voll aus. Der „Doing“-Charakter bleibt bislang zu oft auf der Strecke. Die Debatten sind häufig oberflächlich, bleiben konkrete Ergebnisse schuldig und es mangelt neben einer klaren strategischen Ausrichtung an Verbindlichkeit und breiter Beteiligung. Zudem bleiben kritische Perspektiven – etwa aus Zivilgesellschaft oder Wissenschaft – unterrepräsentiert, was sich auch in der überschaubaren öffentlichen Resonanz widerspiegelt.
Die Innovation
Unter Federführung des neuen Digitalministeriums sollen klare Kennzahlen definiert werden, die als Maßstab für die Umsetzung digitalpolitischer Ziele dienen. Diese Kennzahlen werden auf dem Digital-Gipfel vorgestellt und diskutiert, um gezielt Impulse und Umsetzungsempfehlungen aus dem digitalen Ökosystem einzuholen. So gewinnt der Gipfel an politischer Relevanz und strategischem Mehrwert.
Das Ziel
Ein Digital-Gipfel mit stärkerem Ergebnisfokus, der nicht nur Fortschritte sichtbar macht, sondern auch strategische Vorhaben für das kommende Jahr transparent zur Diskussion stellt. Politik kann so Rückmeldung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft strukturiert einholen – und konkrete nächste Schritte ableiten.
Die Maßnahmen
Digitalministerium:
Neustrukturierung des Gipfels, um mehr Verbindlichkeit in Zielen und Ergebnissen zu schaffen
Strategische Ziele definieren den Rahmen des Gipfels und bieten Orientierung für die politische Agenda
Einführung eines strukturierten Multi-Stakeholder-Formats mit gleichberechtigter Teilhabe von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Startups und Zivilgesellschaft in jeder zentralen Gipfelsession
Der Gipfel wird zur Bühne für Fortschrittskommunikation und Verantwortlichkeit – sichtbar für alle Gesellschaftsgruppen, um Vertrauen und Zukunftsoptimismus zu stärken
Zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien – allen voran Künstliche Intelligenz – erhalten eine zentrale Rolle, um Deutschlands Gestaltungsanspruch zu unterstreichen
Kuratierte Sessions, in denen ausgewählte Innovationsvorschläge aus dem Ökosystem (z. B.hier die Vorschläge „AI Advisory Council“ und .„AR & VR in der Bildung“) gemeinsam mit Jurist:innen, Tech-Teams, Fachpolitiker:innen und Verwaltungsexperten bewertet und weiterentwickelt werde.
Einführung eines öffentlich zugänglichen Dashboards (Digital-Gipfel-Wirkungstracker) zur Nachverfolgung beschlossener Maßnahmen
Die Anwendungsbereiche
Transformationskommunikation, Transparenz, „politische Accountability“
#6 KI-gestützte personalisierte Lernsysteme
Das Problem
Bildungssysteme und Weiterbildungsangebote sind oft starr und wenig auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Unterschiedliche Lernstile, Vorkenntnisse und Interessen werden nicht ausreichend berücksichtigt. Besonders Frauen, Migrant:innen und andere benachteiligte Gruppen profitieren zu wenig von klassischen Bildungswegen.
Die Innovation
KI-gestützte Analyse- und Empfehlungssysteme passen Lerninhalte individuell an Bestandswissen, Lerntypen und Interessen an. Der Lernfortschritt wird kontinuierlich verfolgt, Defizite werden frühzeitig erkannt und gezielte Unterstützung angeboten. Unternehmen können so Re- und Upskilling-Programme effizienter und inklusiver gestalten.
Das Ziel
Maximierung des Bildungserfolgs und Förderung von Chancengleichheit durch personalisierte Lernwege.
Die Maßnahmen
Forschungseinrichtungen und EdTech-Startups:
Entwicklung adaptiver Lernplattformen mit KI-gestützter Analyse
Erforschung und Verbesserung von Algorithmen zur individuellen Lernstandserhebung
Sicherstellung diversifizierter Trainingsdaten zur Vermeidung von Bias
Durchführung von Pilotprojekten
Unternehmen:
Integration personalisierter und zeitlich flexiblen Lernsysteme in Re- und Upskilling-Programme
Zivilgesellschaft und NGOs:
Sensibilisierungskampagnen für inklusive Bildung
Beratung und Unterstützung benachteiligter Gruppen
Mitwirkung bei der Entwicklung und Bewertung von Lernsystemen
Politik und Verwaltung:
Förderung von Pilotprojekten/Bereitstellung von Fördermitteln
Die Anwendungsbereiche
Individuelle Weiterbildung, Chancengleichheit, Talentförderung, Re- und Upskilling
#7 KI-Modelle für die Verwaltung
von MANUEL KILIAN
Das Problem
Die öffentliche Verwaltung ist häufig durch hohe Arbeitsbelastung, Fachkräftemangel und ineffiziente Prozesse geprägt. Die Digitalisierung schreitet nur langsam voran, innovative Technologien werden selten systematisch eingesetzt.
Die Innovation
Spezifische KI-Modelle, wie die KI-Assistenz F13 in Baden-Württemberg oder ChatGPT-basierte Lösungen, können Verwaltungsprozesse automatisieren und Mitarbeiter:innen entlasten. Ein verwaltungsinterner Austausch über Erfahrungen und Best Practices fördert die schnelle und effektive Nutzung von KI.
Das Ziel
Effizientere, digitalisierte und entlastete Verwaltung durch den gezielten Einsatz von KI.
Die Maßnahmen
Verwaltungsbehörden:
Entwicklung und Implementierung spezifischer KI-Modelle
Aufbau von Austausch- und Lernplattformen
Förderung von Pilotprojekten
Sicherstellung von Datenschutz und Transparenz
Startups und Technologieanbieter:
Entwicklung und Anpassung von KI-Lösungen für die Verwaltung
Beratung und Support bei der Implementierung
Kontinuierliche Weiterentwicklung der Modelle
Politik:
Bereitstellung von Fördermitteln
Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen
Förderung von Kooperationen zwischen Verwaltung und Tech-Branche
Zivilgesellschaft:
Mitwirkung bei der Evaluation der Servicequalität
Sensibilisierung für Chancen und Risiken von KI in der Verwaltung
Die Anwendungsbereiche
Automatisierung von Verwaltungsprozessen, Effizienzsteigerung, Servicequalität im öffentlichen Sektor
#8 KMU-KI-Hackathon
von CHRISTIAN VERING
Das Problem
KMU stehen unter erheblichem Zeit- und Kostendruck, was es ihnen erschwert, sich neben dem Tagesgeschäft mit neuen Technologien wie KI auseinanderzusetzen. Im Gegensatz zu Großunternehmen fehlt es KMU oft an spezialisierten Ressourcen und Know-how für die Entwicklung von Innovationen.
Die Innovation
Ein speziell auf KMU zugeschnittener KI-Hackathon bringt Unternehmen an einem Tag zusammen, um gemeinsam mit Startups und Hochschul-Teams praxisnahe KI-Lösungen zu erarbeiten, basierend auf einer Idee oder einem Problem aus der Arbeitspraxis der KMU. Der Fokus liegt auf dem gezielten Austausch von Ideen und dem Transfer von Innovationen aus der Wissenschaft in die mittelständische Wirtschaft.
Das Ziel
Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – die KMU – fit für die Zukunft zu machen, indem sie durch positive Erlebnisse und konkrete Erfolgserfahrungen neue Motivation und Offenheit für Innovation gewinnen und ihre Effizienz steigern können. Grundsätzlich kann das Format auf jede Spitzentechnologie angewendet werden.
Die Maßnahmen
Regelmäßiger Roundtable zwischen Universitäten, Hochschulen und Handelskammern sowie Wirtschaftsverbänden zur gemeinsamen Definition zentraler Maßnahmen und Verantwortlichkeiten
Erhebung typischer Zeitfresser in KMU per Umfrage und Analyse
Klassifizierung der Prozesse in bürokratische und operative Tätigkeiten (inkl. Beispielen)
Einteilung der Prozesse in:
Prozess kann ohne KI durch Anpassung von Regularien verschlankt werden,
Prozess kann mit KI verschlankt werden
Prozess bleibt unverändert
Ausarbeitung von Fallstudien zur Nutzung KI-gestützter Prozessketten
Konzeptionierung und Durchführung eines Hackathons
Open-Source-Veröffentlichung von Mini-Beispielen inkl. Video-Dokumentation
Konzept für weitere Fälle wie beispielsweise KI in der Verwaltung anwenden
Die Anwendungsbereiche
Automatisierung von Unternehmensprozessen, Effizienzsteigerung, Weiterbildung, Kooperation zwischen KMU und Universitäten/Hochschulen
#9 Materialwissenschaft
von CHRISTIAN VERING
Das Problem
Im Gebäudesektor steht Deutschland vor einem riesigen Sanierungsstau. Sanierungen müssen dabei immer auf Gebäude und Nutzung zugeschnitten sein. Viele Prozesse bei der Sanierung sind darüber hinaus manuell, also relativ aufwändig. Der Bedarf an Fachpersonal (v. a. Energieberater:innen) ist hoch und teuer. Gleichzeitig trifft der Fachkräftemangel das Handwerk enorm stark. Wenn die Klimaziele im Bausektor erreicht werden sollen, sind skalierende Lösungen für die Gebäudesanierung notwendig – von der Datenaufnahme über die Ableitung von Maßnahmen bis hin zur effizienten Umsetzung.
Die Innovation
Hochautomatisierte, KI-gestützte Verfahren zur Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen mit möglichst geringem Expertenwissen unter Berücksichtigung von Aspekten der Kreislaufwirtschaft und vereinfachtem Bezug von Fördermitteln. Aufnahme von Gebäudedaten und Anreicherung mit Hilfe von Videoaufnahmen durch Eigentümer bzw. Vermieter. Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans im Einklang mit der kommunalen Wärmeplanung. Gezielte Entwicklung von Materialien für den 3D-Druck (ggf. als Schnittmenge zur Robotik), die Sonderanfertigungen für Gebäudesanierungen direkt vor Ort erlauben. CE-gemäße Nutzung des alten Materials (Kreislaufwirtschaft) für andere Sanierungsobjekte.
Das Ziel
Etablierung eines „Deep Tech im Bauwesen“-Ökosystems und Entlastung von Fachkräften in der Planung und Umsetzung durch automatisierte Prozesse in der Sanierung. Steigerung der Attraktivität von Berufen im Bauwesen. Befähigung von Eigentümern/Vermietern zur eigenständigen Erstellung von Sanierungsfahrplänen und damit zur Ableitung von notwendigen Investitionen. Vereinfachter Zugang zu Fördermitteln im Bereich der Sanierung (insb. Gebäudehülle und Anlagentechnik) im Einklang mit der kommunalen Wärmeplanung.
Die Maßnahmen
Verlässliche und niedrigschwellige Planungs- und Umsetzungsverfahren für Sanierungen
Kombination von Expertisen in den Bereichen Materialwissenschaft, 3D-Druck, Bauwesen, Robotik, Handwerk zur Entwicklung von skalierbaren Lösungen im Bereich automatisierte Bauteilfertigung
Dialog zwischen Eigentümern/Vermietern, Mietern und Fördermittelgebern zu Sanierungsfahrpläne und deren Implikationen
Schaffung eines Marktes für (günstige) second-life Materialen
Fördermittel für schnelle Umsetzungen
Die Anwendungsbereiche
Immobilieneigentümer, Vermieter, Spitzenforschung im Bereich Materialwissenschaft, KI-gestützte Planungsverfahren, Stakeholder im Bausektor, Kommunen, Handwerkskammern, Energieberater
#10 Digitale Inklusion als Innovationsbooster
von DANA PIETRALLA
Das Problem
Die Umsetzung von Barrierefreiheit in digitalen Angeboten ist oft mühsam, zeitaufwendig und teuer. Viele Websites und digitale Dienste sind für Menschen mit Behinderungen nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Manuelle Maßnahmen zur Barrierefreiheit sind nicht skalierbar.
Der eingeschränkte Zugang zur digitalen Welt bedeutet auch, dass Menschen mit Behinderungen derzeit nicht in vollem Umfang daran teilhaben können. Ihr echter Beitrag zu Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft bleibt damit aus, wichtige Innovations- und Entwicklungspotenziale bleiben ungenutzt. Es bedarf neuer Instrumente, um eine umfassende und echte digitale Inklusion für alle zu ermöglichen.
Die Innovation
KI-gestützte Technologien wie Computer Vision und Natural Language Processing (NLP) automatisieren Barrierefreiheitsmaßnahmen. Beispielsweise werden Alt-Tags für Bilder, Audiodeskriptionen für Videos oder vereinfachte Texte automatisch generiert.
Das Ziel
Schnelle, kosteneffiziente und umfassende Umsetzung digitaler Barrierefreiheit.
Die Maßnahmen
Forschungseinrichtungen und Universitäten:
Entwicklung und Erforschung KI-basierter Tools
Aufbau neurodiverser Trainingsdatensätze
Kooperation mit Startups und Unternehmen
Startups und Unternehmen:
Entwicklung und Vermarktung von KI-Tools
Integration von Computer Vision und NLP in Plattformen
Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen und NGOs
Öffentliche Verwaltung und Behörden:
Förderung von Forschung und Entwicklung
Subventionen und Förderprogramme
Verpflichtende Berücksichtigung von Barrierefreiheit
Zivilgesellschaft und NGOs:
Sensibilisierungskampagnen
Beratung und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen
Mitwirkung bei der Entwicklung und Bewertung
Die Anwendungsbereiche
Digitalisierung, Barrierefreie Web- und App-Entwicklung, Teilhabe für Menschen mit Behinderung
#11 Ökosysteme für Spitzentechnologie
von INESSA KUHNERT
Das Problem
Um das Potenzial von Spitzenforschung besser zu heben, muss das deutsche Innovationsökosystem Wissens- und Technologietransfer deutlich stärken. Der Übergang von Forschung in Anwendung gelingt vielerorts nicht – etwa beim Transfer in mittelständische Unternehmen, bei der Vermarktung durch Startups oder beim Aufbau digitaler Geschäftsmodelle. Vielen Gründungsteams fehlt zudem der Zugang zu erfahrenen Business-Expert:innen für Vertrieb, Skalierung oder Finanzierung – nicht zuletzt, weil junge Unternehmen deren Gehälter kaum stemmen können.
Die Innovation
Die Etablierung eines leistungsfähigen Innovationsökosystems, das gezielt Brücken zwischen Forschung, Industrie und Startups schlägt, ist zentral – etwa durch Innovationscluster, gemeinsame Förderprogramme oder offene Testumgebungen wie Reallabore. Ein solches Ökosystem ist von Beginn an international ausgerichtet, fördert gezielt Exportpotenziale und gewinnt auch private Investitionen in größerem Umfang. Auf diese Weise lassen sich Transferbarrieren abbauen und die Markteinführung neuer Technologien beschleunigen.
Das Ziel
Ziel ist es, Deutschland als führenden Standort für die Entwicklung, Erprobung und Anwendung von Spitzentechnologien zu positionieren – durch den Aufbau technologieoffener Innovationsökosysteme mit klaren Missionen, messbaren Meilensteinen und starker Beteiligung von Wissenschaft, Industrie und Startups. So sollen nachhaltige Wertschöpfung, internationale Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität langfristig gesichert werden.
Die Maßnahmen
Politik:
Durchführung transnationaler Analysen zur Identifikation erfolgreicher Modelle und Umsetzungshürden (Lernen von Best Practices)
Gestaltung innovationsfreundlicher, technologieoffener Rahmenbedingungen
Schaffung regulatorischer und finanzieller Anreize für den Zugang zu Risikokapital
Forschungseinrichtungen & Wirtschaft:
Entwicklung und Kommunikation einer klaren Vision für das Ökosystem mit Fokus auf inhaltliche Wirkung statt bloßen Austausch
Etablierung interdisziplinärer, transparenter Arbeitsprozesse zwischen Forschung, Wirtschaft und weiteren Akteuren
Strategische Ausrichtung des Ökosystems auf internationale Skalierbarkeit von Beginn an
Aufbau einer Plattform, die gezielt qualifizierte Akteur:innen zusammenbringt: wissenschaftliche Talente, Gründer:innen, Kapitalgeber:innen und Expert:innen
Die Anwendungsbereiche
Zukunfts- und Schlüsseltechnologien der deutschen Innovationspolitik, wie z. B. KI/Daten, Quantentechnologien, Raumfahrt
#12 Speed-Visa für Spitzenforscher:innen
von JOSHUA ALLEN
Das Problem
Internationale Spitzenforscher:innen stoßen in Deutschland auf bürokratische Hürden, obwohl der Standort auf sie angewiesen ist. Durch die aktuelle Krise der Wissenschaftsfreiheit in den USA suchen viele exzellente Forscher:innen alternative Standorte – Deutschland ist einer von ihnen. Es fehlen jedoch transparente, systematisierte Zugänge zu Visa, Aufenthaltstiteln und beruflicher Integration für hochqualifizierte Drittstaatsangehörige.
Die Innovation
Ein beschleunigtes, transparentes Visa- und Integrationsverfahren („Speed Visa“) für KI- und Deep Tech-Forscher:innen, mit standardisierten Anerkennungen und digitalisierten Anträgen, soll Deutschland als attraktiven Wissenschaftsstandort stärken. Das Verfahren verbindet Welcome-Services, dualen Fast-Track (Visa + Qualifikation) und EU-weite Talentrouten.
Das Ziel
Deutschland als Magnet für internationale Spitzenforschung zu etablieren und so die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nachhaltig zu stärken. Dafür sollte Deutschland als koordinierende Drehscheibe wirken, etwa durch länderübergreifende Anerkennungsnetzwerke, eine europäische KI/DeepTech-Talentinitiative und gezielte Reputationskampagnen.
Die Maßnahmen
Politik:
Einführung eines beschleunigten „Speed Visa“-Verfahrens für internationale Spitzenforscher:innen mit verbindlicher Bearbeitungsfrist von max. 4 Wochen
Digitale Einreiseplattform mit Schnittstellen zu BAMF, Ausländerbehörden, Hochschulen und Forschungseinrichtungen – gebündelter Workflow für Visa, Anerkennung und Integration
Englisch rechtlich verankert werden
Verankerung des Speed Visa im Aufenthaltsrecht (§18d AufenthG) mit einem speziellen Verweis auf Hochqualifizierte in Schlüsseltechnologien, reduzierten Anforderungen an Lebensunterhalt und Sprachnachweis
Institutionalisierte Welcome-Center an Exzellenzstandorten für administrative Begleitung, Wohnraumsuche, Familiennachzug und soziale Integration
Aufbau internationaler Talentrouten (z. B. mit Indien, USA, Iran) durch Partnerschaften mit DAAD, Goethe-Instituten und deutschen Forschungseinrichtungen zur gezielten Ansprache von Forschungstalenten mit eingeschränkten Handlungsspielräumen im Herkunftsland
Angedockte EU-Initiative für eine europäische Forschungsfreizügigkeit für Drittstaatsangehörige, mit Deutschland als Pilotstandort (orientiert am Blue Card Modell und ergänzt durch Mobilitätsfonds)
Niedrigschwellige Anschlussförderung forschungsnaher Startup-Projekte im Rahmen geplanter Startup Factories – als konkreter Transferpfad für internationale Gründungstalente
Die Anwendungsbereiche
Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen, Exzellenzcluster, internationale Mobilitätsprogramme, Visa- und Aufenthaltsrecht