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Worum geht es?

Globale Krisen, geopolitische Spannungen, tech­nologische Abhängigkeiten und klimatische Kipppunkte machen deutlich: Zukunftsfähige Wirtschaftssysteme brauchen mehr als Effizienz – sie brauchen Resilienz. Im Zentrum steht die Fä­higkeit, Schocks nicht nur frühzeitig zu erkennen und zu überstehen, sondern in ihnen auch Impul­se für Transformation und Innovation zu erken­nen. Resilienz bedeutet dabei nicht – die meist eh utopische – Autarkie um jeden Preis, sondern eine gezielte Kombination aus Reflexions- und Anpas­sungsfähigkeit, strategischer Vorausschau, ehrli­cher Fehlerkultur und Nutzung eigener Stärken.

Gerade in hochvernetzten Gesellschaften und Wirtschaftssystemen stellt sich die Frage, wie Ver­wundbarkeiten frühzeitig identifiziert, kritische Abhängigkeiten reduziert und institutionelle wie unternehmerische Strukturen widerstandsfähiger gestaltet werden können. Niemand weiß, welche Krise als Nächstes kommt, daher muss unser Wirtschaftssystem möglichst so aufgestellt sein, dass eine grundlegende Betriebsfähigkeit auch im „Fall der Fälle“ gewährleistet ist – sowohl auf kollektiver Ebene als Markt und Volkswirtschaft als auch auf Ebene der einzelnen Unternehmung und des Individuums. Bedrohungen wie Desin­formation, Cyberangriffe oder Lieferengpässe verdeutlichen: Resilienz ist kein isoliertes Sicher­heitskonzept, sondern ein zentraler Innovations­rahmen. Denn wer frühzeitig Krisenszenarien antizipiert, eröffnet sich Gestaltungsspielräume.

Resilienz ist dabei keine Einbahnstraße. Es geht nicht nur um die Supply-, sondern auch um die Demand Chain. Eine exportorientierte Volkswirt­schaft wie die deutsche braucht auch heterogene Absatzmärkte. Freihandelsabkommen können helfen, Absatzmärkte zu diversifizieren, sind aber in ihrer Wirkung limitiert. Weiterentwicklungen und Alternativen zur traditionellen Logik von Ab­kommen sind notwendig.

Für Unternehmen kann es dabei auch eine legitime Option sein, (vorerst) bewusst in der Abhängigkeit zu bleiben, wenn die Grenzkosten einer Resilienz­steigerung noch zu hoch sind. In der Zwischen­zeit sollten dann aber die durch die Abhängigkeit erwirtschafteten Gewinne in resilienzsteigernde Maßnahmen re-investiert werden, um mittelfristig in der Lage zu sein, den eventuellen Gewinnausfall durch sich verändernde Rahmenbedingungen zu kompensieren.

Das alles zeigt: Die wirtschaftliche Resilienz be­rührt zentrale Fragen der strategischen Unterneh­mensausrichtung, des Investitionsverhaltens und der Innovationskultur. Sie erfordert ein neues Er­wartungsmanagement: weg von der „Vollkasko-Mentalität“, hin zu selbstbewusster Eigenverant­wortung von Unternehmen. Dies erfordert ein Screening nach Schwachstellen und einen Wandel im Mindset vom Fokus auf kurzfristige Kosten hin zu langfristigen Erfolgen. Politische Rahmenbe­dingungen spielen eine Schlüsselrolle: etwa durch die Förderung europäischer Souveränität in kriti­schen Infrastrukturen.

Konkrete Ansatzpunkte zur Resilienzsteigerung umfassen zudem neue Arten der Stresstests sowie ein Resilienzradar. Die Ausweitung des Business Continuity Management (BCM) auf kleine und mittelständische Unternehmen bietet Potenziale in der Breitenwirkung. Zudem könnten neue Ins­titutionen wie z. B. ein „Rat für resiliente Zukünfte“ für öffentliche Sensibilisierung sorgen.

Zukunftsgerichtete Resilienzpolitik denkt wirt­schaftliche und gesellschaftliche Stabilität nicht getrennt von technologischer Offenheit, Fehler­kultur und Diversifizierung. Resilienz ist damit nicht Rückzug, sondern ein strategisches Prinzip für Innovationsfähigkeit unter Unsicherheit. Resi­lienz zu erlangen, ist weder einfach noch günstig, aber eine Voraussetzung, um die nächste Krise nicht nur zu überstehen, sondern zukunftsfähig aus ihr hervorzugehen.

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#1 „Appreciation of Wisdom“-Kultur

Das Problem

Der demografische Wandel und der Fachkräfte­mangel führen zu einem Verlust von Erfahrungs­wissen und Innovationskraft in Unternehmen. Altersdiskriminierung, Stereotypen und fehlende generationenübergreifende Zusammenarbeit ver­hindern, dass Unternehmen das Potenzial alters­diverser Teams voll ausschöpfen.

Die Innovation

Eine „Appreciation of Wisdom“-Kultur fördert den generationenübergreifenden Austausch und die Wertschätzung von Erfahrungswissen. Durch gezielte Programme wie Mentoring, Reverse Men­toring, Tandemarbeit und generationenübergrei­fende Projekte werden Vorurteile abgebaut und der Wissenstransfer wird institutionalisiert.

Das Ziel

Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbs­fähigkeit durch generationsübergreifende Zusam­menarbeit.

Die Maßnahmen

Unternehmen (HR, Führungskräfte)

  • Einführung von Mentoring- und Reverse-Men­toring-Programmen

  • Schaffung von Anreizsystemen für generatio­nenübergreifende Zusammenarbeit

  • Förderung generationenübergreifender Projektteams

  • Sensibilisierungstrainings und Diversity-Workshops

Forschungseinrichtungen und Weiterbildungsträger

  • Entwicklung und Evaluation von Programmen zur Förderung von Age Diversity

  • Bereitstellung von Best Practices und Studien

  • Durchführung von Workshops und Trainings

Verbände

  • Öffentlichkeitsarbeit für altersdiverse Unter­nehmenskulturen

  • Beratung und Unterstützung bei der Einfüh­rung von Austauschformaten

  • Initiativen für generationenübergreifende Frei­zeit- und Lernangebote

Politik und Sozialpartner

  • Förderung von Programmen zur Altersdiversität durch Fördermittel

  • Entwicklung von gesetzlichen Rahmenbedin­gungen gegen Altersdiskriminierung

  • Unterstützung von Pilotprojekten in öffentlichen Einrichtungen

Die Anwendungsbereiche

Wissensmanagement, Diversity und Inclusion, Altersdiversität, Unternehmenskultur

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#2 Business Continuity Management für alle

Das Problem

Die Sicherstellung der Betriebsfähigkeit bei exter­nen Schocks ist eine grundlegende Herausforde­rung für ein resilientes Wirtschaftssystem. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die das Rück­grat dieses Systems bilden, verfügen jedoch selten über etablierte Prozesse und Ressourcen zur Siche­rung ihrer Betriebsfähigkeit in Krisenfällen, z. B. bei neuralgischen Abhängigkeiten in Lieferketten.

Die Innovation

Die flächendeckende Anwendung und Etablie­rung von Business Continuity Management (BCM*)-Methoden und -Prozessen. Dies erfordert möglicherweise angepasste Ansätze und Unter­stützungsangebote auch für kleine und mittlere Unternehmen.

Das Ziel

Sicherstellung der Betriebsfähigkeit bei externen Schocks für Unternehmen aller Größen und somit die Widerstandsfähigkeit der gesamten Volkswirt­schaft erhöhen.

Die Maßnahmen

BCM ist ein etabliertes Instrument zur Sicherstel­lung der Betriebsfähigkeit. Die Herausforderung liegt in der skalierbaren Ausweitung auf eine Viel­zahl von Unternehmen, die unterschiedliche Be­dürfnisse und Ressourcen haben.

Wirtschaft und Verbände

  • Entwicklung und Bereitstellung von einfachen und praktikablen BCM-Frameworks und -Tools für KMU

  • Schaffung von Anreizen oder Unterstützungs­programmen für die Implementierung von BCM

  • Sensibilisierung und Schulung von KMU-Ver­antwortlichen

Die Anwendungsbereiche

KMU, Verbände, Handelskammern

* Betriebskontinuitätsmanagement oder Business Con­tinuity Management bezeichnet in der Betriebswirt­schaftslehre die Entwicklung von Strategien, Plänen und Handlungen, um Tätigkeiten oder Prozesse, deren Un­terbrechung der Organisation ernsthafte Schäden oder vernichtende Verluste zufügen würden (etwa Betriebs­störungen), zu schützen bzw. alternative Abläufe zu er­möglichen.

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#3 Geopolitisches Resilienzsystem

Das Problem

Unternehmen, Behörden und kritische Infrastruktu­ren stehen heute vor einer zunehmend fragmentier­ten und unsicheren geopolitischen Weltlage. Globale Lieferketten, internationale Geschäftsmodelle und politische Abhängigkeiten machen Organisationen anfällig für geopolitische Risiken. Bisherige Reaktio­nen auf solche Risiken sind oft ad hoc, informell und nicht systematisch. Es fehlen institutionalisierte Pro­zesse zur Analyse, Bewertung und Bewältigung geo­politischer Risiken sowie eine koordinierte Abstim­mung zwischen Wirtschaft, Politik und Behörden.

Die Innovation

Das geopolitische Resilienzsystem integriert vier Elemente:

  • Institutionalisierte geopolitische Risikoanaly­sen und Foresight-Prozesse in Unternehmen ermöglichen vorausschauende Planung und Anpassung der Geschäftsstrategie. Geopoliti­cal Intelligence Hubs bündeln Expertise aus Strategy, Risk Management und Public Affairs

  • Regelmäßige, simulationsbasierte Stresstests sind strukturierte Prüfungen, mit denen Organi­sationen ihre Krisenfestigkeit und Anpassungs­fähigkeit unter Realbedingungen testen und Ver­besserungsmaßnahmen ableiten können

  • Institutionalisierter geopolitischer Dialog mit Unternehmensentscheider:innen, Politik, Expert:innen und Sicherheitsbehörden

  • Formelle Gremien, beraten Bundesregierung und Wirtschaft, analysieren Risiken und erar­beiten Strategien.

Das Ziel

Stärkung der geopolitischen Resilienz und Wettbe-

werbsfähigkeit von Wirtschaft und Staat.

Die Maßnahmen

Politik

  • Förderung sektorübergreifender Stresstests kritischer Infrastrukturen

  • Bereitstellung von Szenarienanalysen und Frühwarnsystemen

  • Einrichtung eines Dialogformats

  • Regelmäßige Berichte und Debatten im Bun­destag und Bundesrat

  • Entwicklung von Strategien für Sicherheit und Resilienz

Unternehmen und Wirtschaftsverbände

  • Aufbau von Geopolitical Intelligence Hubs zur systematischen Analyse geopolitischer Ent­wicklungen

  • Teilnahme an regelmäßigen Stresstests für ver­schiedene Krisenszenarien

  • Integration geopolitischer Risiken in Risiko­managementsysteme

  • Beteiligung am institutionalisierten geopoliti­schen Dialogformat mit Politik und Behörden

  • Umsetzung von Handlungsempfehlungen aus dem Dialog

  • Schulungen für Führungskräfte zur Sensibi­lisierung

Sicherheitsbehörden:

  • Analyse geopolitischer Risiken und Trends

  • Entwicklung von Szenarien und Beratungsan­geboten

  • Unterstützung bei der Ausarbeitung von Emp­fehlungen

Forschungseinrichtungen:

  • Methoden- und Toolentwicklung für Risiko­analysen und Stresstests

  • Unterstützung bei Implementierung und Aus­wertung von Maßnahmen

  • Durchführung von Trainings und Workshops für Unternehmen und Behörden

  • Evaluation der Wirksamkeit bestehender Resi­lienzmechanismen

Die Anwendungsbereiche

Risiko-/Krisenmanagement, Resilienzstärkung, Unternehmensstrategie, internationale Geschäfts­modelle, strategischer Dialog zwischen Wirtschaft und Politik

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#4 Individuelle Resilienz stärkt unternehmerische Anpassungsfähigkeit und gesellschaftliche Stabilität

Das Problem

Die Polykrise erfordert psychisch widerstandsfähi­ge Individuen. Menschen aus allen sozialen und gesellschaftlichen Milieus fühlen sich zunehmend überfordert, ohnmächtig oder resignieren schlicht­weg. Chronischer Stress und mentale Erschöpfung schwächen aber nicht nur das persönliche Wohlbe­finden, sondern auch die Innovationskraft und An­passungsfähigkeit der gesamten Wirtschaft. Wer sich in Krisen als handlungs-, anpassungs- und widerstandsfähig erlebt, bleibt offen für Wandel und Innovation.

Die Innovation

Achtsamkeitsprogramme, Coaching, Fehlerfreund­lichkeit und gesundheitsfördernde Arbeitsumfelder sind in vielen Unternehmen schon Realität, sind allerdings noch nicht hinreichend verbreitet. Diese resilienzfördernde Vorsorge reduziert Ausfallzeiten, stärkt Teamdynamik und fördert Innovationskultur. Diese unternehmerischen Initiativen können dem Staat zudem als Vorbild und Argument dienen, um strukturelle Förderprogramme aufzusetzen, um so gesellschaftliche Impulse zu setzen.

Das Ziel

Die Stärkung individueller Widerstandskraft, um Fachkräfte, Innovationsbereitschaft und soziales Miteinander zu sichern.

Die Maßnahmen

Unternehmen (HR, Führungskräfte):

  • Integration von Resilienztrainings in Onboar­ding und Weiterbildungsprogrammen

  • Coaching zur Stressbewältigung und Selbst­führung

  • Leadership-Entwicklung mit Fokus auf psycho­logische Sicherheit im Team und Unternehmen

  • Aufbau resilienter Unternehmenskulturen durch z. B. Fehlerfreundlichkeit, Empowerment, Agilität

  • Aufbau öffentlich sichtbarer Best Practices zur Inspiration anderer Unternehmen und als Im­puls für politische Förderung

Bildungseinrichtungen und Weiterbildungsträger:

  • Curriculare Verankerung von Resilienzkompe­tenzen in Schulen, Hochschulen und Berufs­ausbildung

  • Entwicklung modularer Programme zu Acht­samkeit, Emotionsregulation, Problemlösung und Selbstwirksamkeit

  • Forschung zur Wirkung und Erfolgsfaktoren individueller Resilienzförderung

Gesundheitswesen und Sozialpartner:

  • Präventionsprogramme im Bereich Mental Health (z. B. Krankenkassen)

  • Förderung niederschwelliger digitaler Angebote (z. B. Mental Health Apps)

Politik und Zivilgesellschaft:

  • Nationale Strategie für psychische Resilienz (vertiefend/analog zur Gesundheitsstrategie)

  • Durchführung von „Resilienz-Awareness“-Tagen durch Bundesministerien

  • Unterstützung von Pilotprojekten in Kommu­nen, z. B. „Resilienzschulen“ oder „Resilienz­kompetenzzentren“

Die Anwendungsbereiche

Gesundheitsförderung, Personalentwicklung, Sozialpolitik, Fachkräftesicherung, psychische Gesundheit, Transformation

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#5 Innovationsfreundliche Schulbildung

Das Problem

Das deutsche Bildungssystem, insbesondere das schulische, belohnt kein innovatives Denken, fördert seine Talente nicht systematisch und er­schwert die Integration internationaler Fachkräfte in den Arbeitsmarkt und die Lehre.

Die Innovation

Eine innovationsfreundliche Schulbildung setzt auf Talentförderung, praxisnahe Lernformate und frühe Vernetzung mit Wirtschaft und Wissen­schaft. Sie fördert Kreativität, Problemlösungs­kompetenz und unternehmerisches Denken – un­abhängig von Herkunft und Geschlecht.

Das Ziel

Aufbau einer innovationsorientierten Gesellschaft durch frühzeitige, zeitgemäße und inklusive Talent­förderung.

Die Maßnahmen

Bildungspolitik und Schulbehörden:

  • Entwicklung und Implementierung innovati­onsfreundlicher Lehrpläne

  • Förderung von MINT-Fächern, Kreativitäts- und Entrepreneurship-Programmen

  • Ermöglichung von Einbürgerung nach Ausbil­dung

Schulen und Lehrkräfte:

  • Einführung projektbasierter Lernformate

  • Kooperationen mit Unternehmen, Startups und Hochschulen

  • Talentförderungsprogramme und individuelle Begleitung

Unternehmen und Startups:

  • Bereitstellung von Praktika, Mentoring und Projekten für Schüler:innen

  • Unterstützung von Schulprojekten und Wett­bewerben

  • Förderung von Gründer:innen und Diversität

Zivilgesellschaft und NGOs:

  • Initiativen für außerschulische Talentförde­rung

  • Sensibilisierung für Innovationskultur

Die Anwendungsbereiche

Bildungssystem, Talentförderung, Innovations­kultur, Integration internationaler Fachkräfte

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#6 Innovationsreportings

Das Problem

Innovationsfortschritte in Unternehmen werden oft nicht systematisch erfasst, bewertet oder ge­steuert. Fehlende Transparenz und mangelnde Zielorientierung erschweren die strategische Inno­vationsentwicklung und führen zu Ineffizienzen.

Die Innovation

Innovationsreportings sind strukturierte, regelmä­ßige Berichte, die den Fortschritt und die Wirkung von Innovationsaktivitäten messen. Sie orientieren sich an der wirtschaftlichen Mission, definieren klare Ziele und machen Innovationsleistungen sichtbar, ohne unnötige Bürokratie zu schaffen.

Das Ziel

Systematische Steuerung und Erhöhung der Inno­vationsleistung von Unternehmen.

Die Maßnahmen

Unternehmensführung und Innovationsmanage­ment:

  • Entwicklung standardisierter Innovationsre­portings

  • Verknüpfung mit Unternehmenszielen und -strategie

  • Integration von Innovationskennzahlen in das Reporting

  • Schulung von Mitarbeiter:innen im Umgang mit Innovationsreportings

Forschung und Beratung:

  • Entwicklung von Methoden und Tools für Innovationsreporting

  • Beratung bei der Implementierung und Wei­terentwicklung

  • Durchführung von Studien zur Wirkung von Reportings

Verbände und Politik:

  • Entwicklung von Leitfäden und Best Practices

  • Förderung von Austauschformaten zu Innova­tionsreporting

  • Unterstützung bei der Standardisierung

Die Anwendungsbereiche

Innovationscontrolling, Unternehmenssteuerung, Transparenz, Strategische Resilienz

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#7 Wirtschaftliche Notfall­konzepte auf kommunaler Ebene

Das Problem

Nicht jede Kommune in Deutschland verfügt über ein aktuelles Notfallkonzept bei Ausfällen der kritischen Infrastruktur. Zudem fehlt es an Vorbereitungen, die sicherstellen, dass die lokale Wirtschaft auch in Notfallsituationen möglichst gut weiter funktioniert.

Die Innovation

Gemeinsame Vereinbarung der kommunalen Spit­zenverbände, dass jede Kommune ein aktuelles und belastbares wirtschaftliches Notfallkonzept aufwei­sen sollte, das beide Problemstellungen adressiert. Eine Datenerhebung klärt, welche Kommunen das betrifft bzw. welche Informationen noch fehlen. Zielvereinbarungen definieren, bis wann die Lü­cken geschlossen werden. Eine fortlaufende Aktu­alisierung stellt sicher, dass die Konzepte nicht ver­alten und somit im Ernstfall wirkungsarm werden.

Das Ziel

Jede Kommune in Deutschland verfügt über ein aktuelles wirtschaftliches Notfallkonzept.

Die Maßnahmen

  1. Zusammenbringen der kommunalen Interes­senvertretungen und Einigung auf Grundlagen zu aktuellen Notfallkonzepten

    Einbezug von Politik und Verwaltung, um brei­te Akzeptanz und Mitwirkung zu schaffen

    Einbezug des Rats für resiliente Zukünfte zur Ableitung und Nutzung von Best Practices

    Festlegung der Parameter für die Datenerhebung

    Schulungen und Seminare zur Befähigung loka­ler Akteure im Sinne des Konzepts

Die Anwendungsbereiche

Kommunen in Deutschland

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#8 KI-gestützte Frühwarnsysteme für ökologische Risiken

Das Problem

Ökologische Risiken wie Waldbrände, Über­schwemmungen oder andere Naturkatastrophen verursachen erhebliche Schäden für Umwelt, Wirt­schaft und Gesellschaft. Die frühzeitige Erkennung solcher Risiken ist bislang oft unzureichend, da klassische Überwachungs- und Prognosesysteme an ihre Grenzen stoßen.

Die Innovation

KI-gestützte Frühwarnsysteme nutzen maschinel­les Lernen und die Analyse großer Datenmengen (z. B. Satellitendaten, Wetterdaten, Sensordaten), um ökologische Risiken frühzeitig zu erkennen und präzise Prognosen zu erstellen. So können beispielsweise Waldbrände schneller detektiert und deren Ausbreitung vorhergesagt werden. Die Systeme ermöglichen es, gezielt und rechtzeitig Ge­genmaßnahmen einzuleiten. Auch die Prognose von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren wird durch den Einsatz von KI deut­lich verbessert.

Das Ziel

  • Frühzeitige Identifikation und Minimierung ökologischer Risiken und Gefahren für die Be­völkerung

  • Reduktion von CO₂-Emissionen

  • Präzisere Klimavorhersagen und bessere Vor­bereitung auf Naturkatastrophen

  • Schutz von Ökosystemen und Förderung nach­haltiger Entwicklung

Die Maßnahmen

Forschungseinrichtungen und Universitäten:

  • Entwicklung neuer Algorithmen für die Risikoerkennung

  • Durchführung von Pilotprojekten und Feld­studien

  • Bereitstellung von Open-Source-Daten und Modellen

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Umwelt­wissenschaften und Technik

Öffentliche Verwaltung und Behörden:

  • Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für den KI-Einsatz

  • Förderung von Forschungs- und Pilotprojekten

  • Integration der Systeme in Katastrophenschutz und Umweltüberwachung

  • Sicherstellung von Datenschutz und ethischen Standards

Zivilgesellschaft und NGOs:

  • Beteiligung an der Datenerhebung (Citizen Science)

  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ökolo­gische Risiken

  • Mitwirkung bei der Entwicklung und Bewer­tung von Frühwarnsystemen

  • Sicherstellung von Transparenz und Nachvoll­ziehbarkeit

Die Anwendungsbereiche

Umweltmonitoring, Katastrophenschutz, Klima­anpassung, Risikoprävention

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#9 Rat für resiliente Zukünfte

Das Problem

Die Komplexität des Resilienzbegriffs und die Notwendigkeit, neben kurzfristigen Kosten auch langfristige Tragfähigkeit zu berücksichtigen, er­fordern spezialisierte Expertise und strategische Beratung. Oftmals mangelt es Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern an einem ganz­heitlichen Verständnis von Resilienz, zudem be­steht häufig eine „Vollkasko-Erwartungshaltung“ gegenüber der Politik. Diese ist wiederum oft nicht in der Lage (oder willens), verschiedene Sze­narien abzusichern und schlimmstenfalls Schä­den zu kompensieren.

Die Innovation

Die Schaffung einer neuen Institution, z. B. als „Rat für resiliente Zukünfte“, oder die substanzielle Erweiterung bestehender Beratungsgremien mit einem spezifischen Fokus auf Resilienz. Dieses Gremium würde eine systematische, unabhängi­ge und interdisziplinäre Analyse und strategische Beratung zur Resilienz von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

Das Ziel

Strategische Beratung der politischen Entscheidungsträger:innen zur Stärkung der Resilienz auf allen relevanten Ebenen. Beitrag zur Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von Risiken und Chancen sowie zur Förderung eines Mindset-Wandels auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Die Maßnahmen

Die grundlegende Konzeption ist an das Modell des Sachverständigenrats angelehnt. Ein klares Mandat sichert die Unabhängigkeit des (neuen oder erweiterten) Gremiums. Darüber hinaus braucht es:

  • Schaffung eines neuen Gremiums oder Inte­gration der Resilienz-Expertise in bestehende Strukturen.

  • Entwicklung von Methoden und Instrumenten zur Analyse und Bewertung von Resilienz (z. B. Nutzung des „Resilienzradars“, Erarbeitung Re-gister für europäische Alternativen).

  • Erarbeitung von regelmäßigen Berichten und Empfehlungen an die Politik, ggf. durch Son­dergutachten

  • Vernetzung und Einbringen der Expertise auf internationaler und europäischer Ebene

  • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für Bürger:innen im Sinne der Selbstbefähigung

Die Anwendungsbereiche

Politische Entscheidungsebene auf nationaler und potenziell europäischer Ebene, um strategische Entscheidungen zur Resilienzgestaltung zu infor­mieren.

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#10 Resilienzradar

Das Problem

In Unternehmen muss ein stärkeres Bewusstsein über Schwachstellen und Vulnerabilitäten in Pro­zessen, Lieferketten und Absatzmärkten geschaf­fen und mit einem praxisnahen Tool hinterlegt werden. Resilienz wird oft erst dann zum Thema, wenn eine Krise eingetreten ist. In Zeiten sich überlagernder Krisensituationen ist ein systema­tisches und kontinuierliches Erfassen von poten­ziellen Risiken notwendig.

Die Innovation

Das Resilienzradar ist ein mehrdimensionales Instrument zur systematischen Erfassung und Bewertung von Faktoren, die kritisch für die Res­ilienz sind. Es dient dem frühzeitigen Screening von Abhängigkeiten und Schwachstellen sowie als Basis für strategische Entscheidungen zum Um­gang mit identifizierten Abhängigkeiten – sowohl in Bezug auf Wirtschafts- als auch auf staatliche Akteure.

Das Ziel

Ein umfassendes Bild des aktuell gegebenen Res­ilienzgrads erhalten. Schwachstellen und Abhän­gigkeiten frühzeitig erkennen und gezielt Maß­nahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit entwickeln, indem bestehende Alternativen iden­tifiziert werden oder die Entwicklung neuer Lö­sungen dort angestoßen wird, wo Angebotslücken bestehen.

Die Maßnahmen

  • Aufbau und Betrieb eines Resilienzradars mit den Dimensionen Staat, Wirtschaft und ggf. Gesellschaft inkl. jeweils zu betrachtender Kategorien

  • Bewertung von Transparenzanforderungen für die verschiedenen Dimensionen

  • Erarbeitung eines Leitfadens zur Abhängig­keitsbewertung

  • Aufbau eines Registers/Katalogs für (europäische) Alternativen, um diese später mit Re­silienzbedürfnissen zu matchen

  • Prüfung der Rolle staatlicher Beschaffung zur Stärkung digitaler Souveränität (z. B. ZENDIS als Anknüpfungspunkt)

  • Strategische Entscheidung zum Umgang mit Abhängigkeiten

  • Identifizierung von Leerstellen und Hand­lungsbedarfen im Sinne der Resilienz

  • Kontinuierliche Beobachtung zur Registrierung von Risiken und Opportunitäten. Kann in Zu­sammenhang mit Stresstests genutzt werden.

Die Anwendungsbereiche

Langfristige Unternehmensplanung, Außen- und Wirtschaftspolitik, Kritische Infrastruktur, Fore­sight

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#11 Reverse Mentoring

Das Problem

Hierarchische Strukturen und fehlender Aus­tausch zwischen Generationen und Hierarchieebe­nen führen zu Wissenslücken, Innovationshemm­nissen und geringer Diversität in Unternehmen.

Die Innovation

Reverse Mentoring etabliert einen strukturierten Austausch, bei dem jüngere oder weniger erfahre­ne Mitarbeiter:innen gezielt Führungskräfte oder erfahrene Kolleg:innen in neuen Kompetenzen (z. B. Digitalisierung, Diversity) schulen. Gleich­zeitig profitieren die Jüngeren vom Erfahrungs­wissen der Älteren.

Das Ziel

Förderung von Diversität, Innovationsfähigkeit und Wissensaustausch in Unternehmen.

Die Maßnahmen

Unternehmen (insb. HR und Diversity Manage­ment):

  • Einführung von Reverse Monitoring/Mento­ring-Programmen

  • Auswahl und Schulung geeigneter Tandems

  • Verankerung des Formats in der Unterneh­menskultur

  • Evaluation und kontinuierliche Anpassung

Weiterbildungsanbieter und Coaches:

  • Entwicklung von Trainings und Methoden für Reverse Monitoring

  • Begleitung und Moderation der Programme

  • Bereitstellung von Materialien und Tools

Zivilgesellschaft und Verbände:

  • Sensibilisierung für die Vorteile von Reverse Monitoring

  • Unterstützung bei der Implementierung in Unternehmen

  • Austausch von Best Practices

Die Anwendungsbereiche

Wissensaustausch, Diversity, Unternehmenskultur, Nachwuchsförderung

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#12 Resilienz-Stresstests für systemkritische Institutionen des Wirtschaftssystems

Das Problem

Es ist oft unklar, welche Institutionen aus wirt­schaftlicher Sicht resilient gemacht werden müs­sen und in welche Prozesse diese eingebunden sind. Die Unkalkulierbarkeit von Krisenfällen erfordert eine möglichst breite Betrachtung der potenziellen systemrelevanten Knotenpunkte. Schwachstellen müssen dabei früh identifiziert und kontinuierlich bewertet werden.

Die Innovation

Die systematische Durchführung von Stresstests für Institutionen jenseits der bisher üblichen Bran­chen (z. B. Banken), die für die wirtschaftliche Be­triebsfähigkeit kritisch sind.

Das Ziel

Klarheit über die zentralen Faktoren und Institu­tionen für wirtschaftliche Resilienz und deren ei­gene Resilienz. Schwachstellen und Anfälligkeiten aufdecken, um gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit ableiten zu können.

Die Maßnahmen

  • Konzeption und Durchführung von Resilienz-spezifischen Stresstests

  • Bewertung der Notwendigkeit verpflichtender Stresstests.

  • Analyse der Ergebnisse und Ableitung konkre­ter Handlungsempfehlungen für die betroffe­nen Institutionen

  • „Red teaming“, also realitätsnahe Proben auf Exempel

Die Anwendungsbereiche

Unternehmen, Verbände, Kritische Infrastruktur, öffentliche Daseinsvorsorge

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#13 Trend- und Wissenskoope­ration mit KMU-Fokus

Das Problem

KMU fehlt häufig der Zugang zu aktuellem Wissen über Trends, Kompetenzen und Weiterbildungsbe­darfe. Einzelne Unternehmen können aus Kapazi­tätsgründen nicht alle relevanten Entwicklungen abdecken, was zu Wettbewerbsnachteilen führt.

Die Innovation

Trend- und Wissenskooperationen sind Netzwerke von Unternehmen und Branchenverbänden, die aktiv Wissen austauschen, gemeinsam Trends ana­lysieren und Weiterbildungsangebote entwickeln.

Das Ziel

Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfä­higkeit durch kollektiven Wissensaustausch.

Die Maßnahmen

Unternehmen und Branchenverbände:

  • Aufbau und Pflege von Wissenskooperationen

  • Gemeinsame Entwicklung von Trendanalysen und Weiterbildungsangeboten

  • Austausch von Best Practices und Erfahrungen

Weiterbildungsanbieter und Forschungseinrich­tungen:

  • Entwicklung und Bereitstellung passender Lernformate

  • Durchführung von Studien zu Kompetenz­trends

  • Unterstützung bei der Evaluation der Koope­rationen

Politik und Förderinstitutionen:

  • Förderung von Netzwerken und Kooperationen

  • Bereitstellung von Fördermitteln für gemein­same Projekte

  • Entwicklung von Leitfäden zur Zusammenarbeit

Die Anwendungsbereiche

Wissensaustausch, Weiterbildung, Innovationsfä­higkeit, Netzwerkbildung