Wie es weiter geht:
Wirtschaftspolitische Weichenstellungen für die ökologische Transformation
Unsere Gesellschaft sieht sich multiplen globalen Krisen ausgesetzt und steht vor dynamischen Herausforderungen. In nie dagewesenem Ausmaß und in großer Geschwindigkeit muss ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel vollzogen werden, um die natürlichen Lebensgrundlagen unserer und zukünftiger Generationen zu bewahren. Das Einhalten der planetaren Grenzen ist die nicht verhandelbare Voraussetzung für das Versprechen, Wohlstand für alle zu erreichen.
Damit dieser Wandel gelingen kann, braucht es eine ganzheitliche Perspektive, ein überzeugendes, zeitgemäßes und zukunftsfähiges wirtschaftspolitisches Zielsystem und eine umsichtige wirtschaftspolitische Steuerung. Letztere beruht auf der sorgfältigen Analyse der makroökonomischen Wirkungszusammenhänge zwischen den Zieldimensionen, um die Interdependenzen zwischen den zum Teil konkurrierenden Zieldimensionen besser zu verstehen. Darauf aufbauend gilt es, einen klugen Instrumentenmix zu erarbeiten, der es ermöglicht, den Zielkonflikten vorzubeugen, sie aufzulösen oder Synergiepotenziale freizusetzen.
Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel erzeugt Widersprüche
Die vorausgegangenen Kapitel haben gezeigt, dass die notwendigen Maßnahmen zum Erreichen der ökologischen Transformation vielfach in Konflikt mit weiteren Zielen eines sozialen und marktwirtschaftlichen Wirtschaftsmodells stehen. So kann Klimapolitik, wenn ihre Verteilungswirkung nicht genügend berücksichtigt wird, soziale Härten erzeugen; der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt kann zu Beschäftigungsverlusten führen und der enorme staatliche Investitionsbedarf kann die Staatsverschuldung steigern.
Doch gleichzeitig lässt sich auch die ökologische Nachhaltigkeit kaum sicherstellen, wenn die anderen Ziele einer Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft nur unvollständig erreicht werden. Die Umsetzung weitreichender klimapolitischer Maßnahmen kann nur gelingen, wenn die Gesellschaft als Ganzes sie mitträgt. Dabei kommen dem materiellen Wohlstand und seiner gesellschaftlichen Verteilung eine große Bedeutung zu. Denn größerer Wohlstand und geringe ökonomische Ungleichheit erhöhen Kooperationsbereitschaft, Akzeptanz und Zusammenhalt in einer Gesellschaft und schaffen zusätzlichen Spielraum für Umverteilung und Interessenausgleich.
Widersprüche lassen sich durch politische Weichenstellungen auflösen
Für den Übergang zu einer Wirtschaftsweise, die Wohlstand für alle innerhalb planetarer Grenzen ermöglicht, braucht es also einen großen wirtschaftspolitischen Instrumentenkasten. Zudem gilt es, eine ganzheitliche Perspektive auf alle Zielparameter einer Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft zu bewahren. Die wirtschaftspolitischen Handlungsoptionen, wie sie zuvor erarbeitet wurden, erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr zeigen sie mögliche Weichenstellungen für die Bewältigung der Transformation auf. Schließlich sind Transformationsprozesse und struktureller Wandel dynamische, komplexe und nicht lineare Phänomene, für deren erfolgreiche Gestaltung eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten bestehen.
Abbildung 1: Lösungsansätze für die Zielkonflikte einer Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft
Die ökologische Transformation als Chance begreifen
Eine austarierte und ganzheitliche wirtschaftspolitische Steuerung der ökologischen Transformation eröffnet zahlreiche Chancen für Innovationen, neue Arbeitsplätze und Geschäftsmodelle. Unser Überblick über einige dieser politischen Handlungsoptionen soll dazu ermuntern, den Blick auf diese Entwicklungsmöglichkeiten und Vorteile dieses umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels zu richten. Denn obwohl die sozial-ökologische Transformation herausfordernd ist und Konflikte mit sich bringt, ist mit ihr der Übergang in eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft und zu einer Wirtschaftsweise, die Wohlstand für alle innerhalb der planetaren Grenzen sicherstellen kann, möglich.