Ergebnisse zugespitzt Sonderthemen 2023 Sonderthema 2023
#01 Innovation und Corona
Sonderthema 2023
#02 Innovation und Nachhaltigkeit
Sonderthema 2023
#03 Innovation und Diversität
Sonderthema 2023
#04 Innovation und Erfolg
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Auf den Punkt

Kooperative Innovatoren ziehen ihre Innovationskraft aus dem engen (externen und internen) Austausch, dazu etablieren sie moderne Kooperationsstrukturen und partizipative Unternehmenskulturen. Der Anteil der Kooperativen Innovatoren an der gesamten Unternehmenslandschaft schrumpft mit 10 Prozentpunkten am stärksten. Während ihr Innovationserfolg deutlich abnimmt, bleibt ihr Innovationsprofil weitestgehend unverändert.

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Wer sind die Kooperativen Innovatoren?

  • Der Anteil der Kooperativen Innovatoren an der Unternehmenslandschaft ist im Vergleich zu 2019 gesunken. Der Anteil lag 2019 bei 25 Prozent. Jetzt macht das Milieu nur noch 15 Prozent aller befragten Unternehmen aus.

  • Auch jetzt sind die Kooperativen Innovatoren stark in den Schwerpunktbranchen der unternehmensnahen Dienstleistungen sowie dem Baugewerbe tätig. Dabei ist der Anteil der Dienstleistungen konstant geblieben (27 Prozent), doch der Anteil der im Baugewerbe tätigen Kooperativen Innovatoren ist gesunken (von 15 Prozent auf 9 Prozent).

  • Hinsichtlich der durchschnittlichen Unternehmensgröße sind die Kooperativen Innovatoren im Mittelfeld aller Milieus verortet: Hier arbeiten durchschnittlich 157 Beschäftigte, während es 2019 mit durchschnittlich 186 Beschäftigten noch etwas mehr waren.

  • Das durchschnittliche Alter der Kooperativen Innovatoren liegt jetzt bei 38 Jahren (gegenüber 31 Jahren 2019). Damit belegt das Milieu nur noch einen mittleren Platz in diesem Punkt, nachdem es 2019 noch die zweitjüngste Gruppe gewesen ist.

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Der Innovationserfolg der Kooperativen Innovatoren

Im Jahr 2019 lag der Output der Kooperativen Innovatoren mit Blick auf alle vier Innovationsarten noch klar über dem Durchschnitt aller Milieus. Dies ist 2022 anders. Jetzt bringen die Unternehmen dieses Milieus zwar mehr Organisations- (55 Prozent gegenüber 43 Prozent) und auch mehr Marketinginnovationen (36 Prozent gegenüber 27 Prozent) als der Durchschnitt über alle Milieus hervor. Doch bei den Produktinnovationen (42 Prozent gegenüber 41 Prozent) sowie den Prozessinnovationen (35 Prozent gegenüber 33 Prozent) liegt der Output nur noch hauchdünn oberhalb des Durchschnitts.

Die Kooperativen Innovatoren bringen insbesondere Organisationsinnovationen hervor. Dazu gehören vor allem neue Formen der Arbeitsorganisation, der internen Kooperation sowie der Gestaltung von Außenbeziehungen zu anderen Unternehmen und Akteuren. Der Anteil der Unternehmen, die Organisationsinnovationen hervorbringen, liegt im Milieu der Kooperativen Innovatoren bei 55 Prozent. Zwar ist er im Vergleich zur Erhebung 2019 gefallen (damals lag er bei 65 Prozent), doch liegt er deutlich vor den Produkt- und Dienstleistungsinnovationen, die die zweithäufigste Gruppe an Innovationsoutput stellen: Deren Anteil fiel von 51 Prozent auf 42 Prozent. Sowohl Marketing- (36 Prozent) als auch Prozessinnovationen (35 Prozent) werden von den Kooperativen Innovatoren seltener realisiert – auch diese Anteile sind im Zeitvergleich gesunken.

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Das Innovationsprofil der Kooperativen Innovatoren

Jedes Innovative Milieu zeichnet sich durch ein spezifisches Innovationsprofil aus. Denn die Milieus bestehen aus Unternehmen, die ähnliche Schwerpunkte in der Art setzen, wie sie zu Innovationen kommen. Das spezifische Innovationsprofil eines Milieus setzt sich aus den Faktoren zusammen, die die Unternehmen des Milieus bewusst einsetzen, um innovativ zu sein. Dazu gehören etwa die innerbetriebliche Organisation von Innovationsprozessen oder die Offenheit für Kooperationen mit der Wissenschaft. Daneben gibt es weitere Faktoren wie die spezifischen Bedingungen des wettbewerblichen Umfelds, in dem sich die Unternehmen bewegen. Auch dies beeinflusst das innovative Profil der Unternehmen.

Wir haben die Kooperativen Innovatoren und die Unternehmen der übrigen Milieus detailliert nach allen Faktoren befragt. Aus den Antworten ergibt sich das spezifische Innovationsprofil des jeweiligen Milieus. Zur besseren Verständlichkeit gliedern wir hier in drei Dimensionen: „Stellung im Wettbewerb“, „Vernetzung und Organisation“ sowie „Kultur und Kompetenz“.

Stellung im Wettbewerb

Die Wettbewerbsbedingungen haben sich für die Kooperativen Innovatoren zwischen 2019 und 2022 nicht geändert. Allerdings sind einige Faktoren nun schwächer ausgeprägt: Ähnlich wie bei den Disruptiven Innovatoren sind im Milieu der Kooperativen Innovatoren realisierte Neuerungen entscheidend für eine vorteilhafte Marktposition, auch wenn die Ausprägung hier im Zeitvergleich nachgelassen hat. Stark ausgeprägt ist in diesem Milieu die Bedeutung von Innovationsprojekten für die Identifizierung und Etablierung neuer Geschäftsfelder.

Eher schwach ausgeprägt sind hingegen zwei Innovationsfaktoren, welche damit auf die generell eher geringe Wettbewerbsschärfe rückschließen lassen, die die Schwerpunktbranchen auszeichnet, zu denen die Mehrzahl der Kooperativen Innovatoren gehört. So sagen die Unternehmen eher in geringem Ausmaß, dass Produkte oder Dienstleistungen schnell veralten. Auch ist dieser Wert im Vergleich zu 2019 deutlich gefallen. Ebenfalls schwach ausgeprägt ist der Aspekt, dass starke Konkurrenz aus dem Ausland die angestammte Marktposition bedrohen könnte. In einem dienstleistungsgeprägten und eher wenig wettbewerbsintensiven Marktumfeld kommt Patenten keine große Bedeutung zu, sodass auch dieser Aspekt bei den Inputfaktoren schwach ausgeprägt ist.

Vernetzung und Organisation

Auch die Ausprägungen der Innovationsfaktoren Vernetzung und Organisation haben sich bei den Kooperativen Innovatoren zwischen 2019 und 2022 nicht grundlegend verändert. Besonders intensiv ist in den Unternehmen der Kooperativen Innovatoren die Förderung des unternehmensinternen, bereichsübergreifenden Austauschs zwischen den verschiedenen Abteilungen. Ebenfalls stark ausgeprägt ist die dezentrale Planung und Steuerung von Innovationsprojekten, die ohne eine friktionslose Verzahnung der einzelnen Abteilungen sowie ohne eine engmaschige Kommunikations- und Kooperationsstruktur innerhalb der Unternehmen nicht funktionieren würde.

Auch über Unternehmensgrenzen hinweg pflegen die Kooperativen Innovatoren eine enge Zusammenarbeit, allerdings nur mit ausgewählten Akteuren. So hat die ohnehin hohe Ausprägung der Kooperation mit Kunden im Vergleich zu 2019 noch zugenommen. Auch mit Lieferanten kooperieren die Kooperativen Innovatoren intensiv. Deutlich weniger stark kooperieren sie hingegen mit der Wissenschaft oder mit Start-ups.

Kultur und Kompetenz

Für das Milieu der Kooperativen Innovatoren haben sich die Ausprägungen der Innovationsfaktoren im Bereich Kultur und Kompetenz verglichen mit der Erhebung des Jahres 2019 nur leicht verändert.

Besonders stark ausgeprägt sind weiterhin die Faktoren, die sich auf die Zusammenarbeit und Kooperation der Akteure im Unternehmen beziehen. Dazu gehören insbesondere der Fokus auf Teamarbeit, die Schaffung und Etablierung breiter Partizipationsmöglichkeiten sowie zielgerichtete Mitarbeiterentwicklung. Eine an diesen Rahmenbedingungen ausgerichtete Unternehmenskultur bildet die notwendige Grundlage für eine Zusammenarbeit, die von Eigeninitiative, Dynamik und Kreativität geprägt ist. Daher ist auch dieser Inputfaktor unter den Kooperativen Innovatoren stark ausgeprägt. Hier können unkonventionelle Ideen sowohl der Führungskräfte als auch der Beschäftigten eingebracht werden und gedeihen.

Während bei Kooperativen Innovatoren grundsätzlich ein großer Wert auf fachliche Weiterbildungen gelegt wird, sind auf Innovationsmethoden fokussierte Schulungen deutlich weniger ausgeprägt. Dies könnte auf dieselben Gründe wie bei den Disruptiven Innovatoren zurückzuführen sein.

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Corona: Kooperative Innovatoren weiten Innovationsvorhaben am stärksten aus

Während der Corona-Pandemie hat die Gruppe der Kooperativen Innovatoren ihre Innovationsvorhaben so stark wie kein anderes Milieu ausgeweitet: 17 Prozent der Unternehmen geben an, dass die Krisensituation zu einer Ausweitung der Innovationsaktivitäten geführt hat – im Mittel der Milieus sind es nur zwölf Prozent. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) haben ihre Innovationsvorhaben unverändert fortgeführt, jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) gibt an, Innovationen auf die postpandemische Zeit verschoben zu haben. Lediglich ein Prozent der Kooperativen Innovatoren hat aufgrund der Pandemie Innovationspläne gänzlich abgesagt.

Die Beobachtung, dass überdurchschnittlich viele Unternehmen dieses Milieus Innovationsvorhaben ausweiten konnten, deckt sich mit den Eigenschaften dieser Unternehmensgruppe: Überspitzt formuliert, handelt es sich um eine Gruppe relativ junger Dienstleistungs- und Bauunternehmen, die einen starken Fokus auf Teamarbeit, Partizipation und die Weiterentwicklung der Organisation haben. Der Innovationsgedanke ist tief in der Unternehmensstruktur verankert und es scheint, als habe in vielen der Unternehmen während der Pandemie eine Jetzt-erst-recht-Mentalität vorgeherrscht. Die vorhandene Innovationsinfrastruktur dürfte ein robustes Fundament und eine Blaupause für die innovativen Weiterentwicklungen während der Krise dargestellt und den Prozess zusätzlich befördert haben.