Sonderthema 2023
#02 Innovation und Nachhaltigkeit
Innovative Unternehmen treiben Nachhaltigkeitstransformation besonders stark
Innovationen sind kein Selbstzweck. Sie dienen dem jeweils innovierenden Unternehmen, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und damit ihre Zukunftsfähigkeit zu erhöhen. Darüber hinaus spielen sie eine wichtige Rolle bei der Lösung der großen gesamtwirtschaftlichen und -gesellschaftlichen Herausforderungen, die insbesondere von den vier Megatrends der Digitalisierung, der De-Globalisierung, des demografischen Wandels sowie der Dekarbonisierung befeuert werden.
Ohne neue Produkte bzw. Dienstleistungen, Prozesse, Geschäftsmodelle oder organisatorisch-soziale Regelungen sind hier keine wertstiftenden und nachhaltigen Lösungen denkbar. Daher nehmen Unternehmen im Zuge der Missionsorientierung verstärkt auch Innovationsaktivitäten in ihr Projektportfolio auf, die eine sozialökologische Transformation erreichen wollen.
Die befragten Unternehmen nutzen vor allem gezielt Prozessinnovationen, um ökologischer und nachhaltiger zu werden. Im Durchschnitt aller Unternehmen engagieren sich hier 59 Prozent. Auch Produktinnovationen werden zu diesem Zweck durchgeführt. Im Schnitt sind 53 Prozent der Unternehmen über alle Milieus in diesem spezifischen Innovationsfeld aktiv.
Entsprechend haben technologiebasierte Innovationen noch die Überhand, was die Entwicklung von Lösungen für die Nachhaltigkeitstransformation angeht. Geschäftsmodellinnovationen, die nicht zwangsläufig auf Technologien basieren, hingegen aber auch neue Kundengruppen, neue Vermarktungskanäle und neue Formen der sozialen Interaktion umfassen können, fallen im Vergleich noch etwas ab. 36 Prozent aller befragten Unternehmen verfolgen in diesem Bereich Innovationsaktivitäten, um sich nachhaltiger aufzustellen.
Es bestehen große Unterschiede beim Vergleich der drei Unternehmensgruppen. So setzen die Leader zwar auch zunächst auf Prozess- und Produktinnovationen und liegen mit 84 Prozent bzw. 79 Prozent jeweils deutlich über dem Durchschnitt. Die Unternehmen dieser Gruppe widmen sich zu immerhin 62 Prozent auch Geschäftsmodellinnovationen. Dies spricht dafür, dass die innovationsaktiven Technologieführer und Disruptiven Innovatoren sich um umfassende, ganzheitliche Lösungen bemühen.
In den beiden Gruppen der Follower und Adapter bietet sich ein ähnliches Bild, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Auch die Follower setzen vorrangig auf Prozess- (63 Prozent) und Produktinnovationen (60 Prozent), um sich ökologischer auszurichten. Geschäftsmodellinnovationen werden in diesem Zusammenhang von 42 Prozent der Unternehmen realisiert; bezüglich aller drei Innovationsarten liegen die Follower über dem Durchschnitt aller Unternehmen. Die Adapter setzen ebenfalls zunächst auf Prozess- (41 Prozent) und Produktinnovationen (32 Prozent), liegen damit aber klar unter den jeweiligen Durchschnittswerten. Geschäftsmodellinnovationen werden nur zu 16 Prozent genutzt, um die sozialökologische Transformation anzugehen.
Unternehmen sind aber nicht ausschließlich selbstmotiviert, sich via gezielter Innovation ökologischer und nachhaltiger aufzustellen. Auch externe Einflüsse tragen zu dieser strategischen Ausrichtung bei. Dazu gehören Anforderungen aus dem direkten Wertschöpfungsumfeld (z. B. veränderte Kundenbedürfnisse) ebenso wie Veränderungen der marktlichen Rahmenbedingungen (z. B. Energie- und Rohstoffpreise), staatlich-direktive Maßnahmen (z. B. Rahmensetzungen im Bereich Nachhaltigkeit) oder Förderprogramme (z. B. Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, Cluster- und Netzwerkförderung).
Bei der Frage, welche dieser externen Einflüsse stark positiv auf die Innovationsaktivitäten wirken, unterscheiden sich die drei Unternehmensgruppen recht klar voneinander.
Die Leader werden insbesondere von veränderten Kundenbedürfnissen getriggert, ihre Innovationsaktivitäten in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken. Aber auch hinsichtlich der anderen Einflüsse sind diese Unternehmen überdurchschnittlich empfänglich. So werden die Leader auch durch die Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, die Cluster- und Netzwerkförderung, veränderte Anforderungen der Wertschöpfungspartner oder staatliche Rahmensetzungen motiviert. Interessanterweise nehmen Energie- und Rohstoffpreise in dieser Reihe keinen allzu prominenten Rang ein, obwohl die gegenwärtige Situation eine große Sensibilität und großen Handlungsdruck diesbezüglich erzeugen müsste.
Die Rangfolge der externen Einflüsse hinsichtlich ihrer positiven Wirkung auf das innerbetriebliche Innovationsgeschehen sieht für die Gruppe der Follower sehr ähnlich aus, auch wenn die jeweiligen Ausprägungen unter jenen der Leader und in etwa auf dem Niveau der Durchschnittswerte aller sieben Milieus liegen. Auch hier gehen die stärksten Einflüsse von veränderten Kundenbedürfnissen, der Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, der Cluster- und Netzwerkförderung sowie den veränderten Anforderungen anderer Wertschöpfungspartner aus. Und auch hier zählen Energie- und Rohstoffpreise nicht zu den stärksten Einflüssen, die Innovationsaktivitäten zu einer ökologischen und nachhaltigen Neuausrichtung anstoßen.
Bei den Adaptern verhält es sich etwas anders. Zwar üben hier ebenfalls veränderte Kundenbedürfnisse den stärksten Einfluss aus, doch folgen dann gleichauf Energie- und Rohstoffpreise sowie staatliche Rahmensetzungen im Bereich Nachhaltigkeit. Erst dann werden die Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, die veränderten Anforderungen der übrigen Wertschöpfungspartner sowie die Cluster- und Netzwerkförderung genannt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Adapter-Unternehmen zum einen weniger strategisch agieren und sich daher mehr von den Erfordernissen des Tagesgeschäfts (z. B. Energie- und Rohstoffpreise) leiten lassen und zum anderen weniger empfänglich für Förderunterstützungen sind.