Ergebnisse zugespitzt Sonderthemen 2023 Sonderthema 2023
#01 Innovation und Corona
Sonderthema 2023
#02 Innovation und Nachhaltigkeit
Sonderthema 2023
#03 Innovation und Diversität
Sonderthema 2023
#04 Innovation und Erfolg
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Auf den Punkt

Unternehmen ohne Innovationsfokus hegen nur sehr geringe Innovationsambitionen und verfügen auch nur sehr eingeschränkt über die notwendigen strukturellen, prozessualen oder methodischen Rahmenbedingungen. Auch dieses Milieu wächst um 5 Prozentpunkte auf 16 Prozent aller Unternehmen. Während der innovative Output leicht wächst, ist keine Veränderung in Bezug auf das Innovationsprofil festzustellen.

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Wer sind die Unternehmen ohne Innovationsfokus?

  • Der Anteil der Unternehmen ohne Innovationsfokus am Gesamtsample hat sich im Vergleich zu 2019 von 11 Prozent auf 16 Prozent erhöht.

  • Die Unternehmen dieses Milieus sind auch aktuell vorrangig in den Branchen Bau sowie Logistik und Großhandel verortet. Allerdings haben sich die Gewichte innerhalb des Milieus etwas verschoben, da der Anteil beider Branchen in Summe von rund 42 Prozent auf nun 27 Prozent zurückgegangen ist. Insgesamt gehören jetzt mehr Unternehmen diesem Milieu an als vorher. Das deutet darauf hin, dass das Milieu der Unternehmen ohne Innovationsfokus zunehmend als Sammelbecken für Firmen dient, die Aktivitäten der Innovationsgenerierung und -realisierung nicht mehr im Fokus haben.

  • Im Zeitvergleich sind die Unternehmen dieses Milieus im Schnitt kleiner geworden. Verfügten sie im Jahr 2019 noch über eine durchschnittliche Mitarbeiterzahl von 60, sank diese Kennziffer auf nunmehr 35 Beschäftigte. Damit stellen die Unternehmen ohne Innovationsfokus das Milieu mit den im Schnitt kleinsten Unternehmen dar.

  • Zugleich sind diese Unternehmen ein wenig jünger als vorher, denn das durchschnittliche Alter sank von 42 auf 40 Jahre.

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Der Innovationserfolg der Unternehmen ohne Innovationsfokus

Der Innovationsoutput der Unternehmen ohne Innovationsfokus liegt hinsichtlich aller vier Innovationsarten deutlich unterhalb des Durchschnitts im Vergleich aller sieben Milieus. Allerdings fällt eine – wenngleich auf niedrigem Niveau – merkliche Steigerung des Outputs an Produkt-, Organisations- und Marketinginnovationen auf.

So stieg der Anteil derjenigen Unternehmen des Milieus, die Produktinnovationen hervorbringen, im Zeitvergleich von 3 Prozent auf 8 Prozent (bei einem Rückgang des Durchschnitt aller Unternehmens von 45 Prozent auf 41 Prozent), der Anteil hinsichtlich Organisationsinnovationen von 11 Prozent auf 18 Prozent (bei einem Rückgang des Durchschnitts von 51 Prozent auf 43 Prozent) sowie der Anteil bei Marketinginnovationen von 3 Prozent auf 7 Prozent (bei einem Durchschnittsrückgang von 32 Prozent auf 27 Prozent). Dagegen ist der Anteil der Unternehmen ohne Innovationsfokus, die Prozessinnovationen realisieren, im Zeitvergleich quasi unverändert geblieben. Im Jahr 2019 betrug er 5 Prozent, nun 6 Prozent.

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Das Innovationsprofil der Unternehmen ohne Innovationsfokus

Jedes Innovative Milieu zeichnet sich durch ein spezifisches Innovationsprofil aus. Denn die Milieus bestehen aus Unternehmen, die ähnliche Schwerpunkte in der Art setzen, wie sie zu Innovationen kommen. Das spezifische Innovationsprofil eines Milieus setzt sich aus den Faktoren zusammen, die die Unternehmen des Milieus bewusst einsetzen, um innovativ zu sein. Dazu gehören etwa die innerbetriebliche Organisation von Innovationsprozessen oder die Offenheit für Kooperationen mit der Wissenschaft. Daneben gibt es weitere Faktoren wie die spezifischen Bedingungen des wettbewerblichen Umfelds, in dem sich die Unternehmen bewegen. Auch dies beeinflusst das innovative Profil der Unternehmen.

Wir haben die Unternehmen ohne Innovationsfokus und die Unternehmen der übrigen Milieus detailliert nach allen Faktoren befragt. Aus den Antworten ergibt sich das spezifische Innovationsprofil des jeweiligen Milieus. Zur besseren Verständlichkeit gliedern wir hier in drei Dimensionen: „Stellung im Wettbewerb“, „Vernetzung und Organisation“ sowie „Kultur und Kompetenz“.

Stellung im Wettbewerb

Die Wettbewerbsintensität, der die Unternehmen ohne Innovationsfokus ausgesetzt sind, hat nachgelassen. Die Gefahr, dass Produkte oder Dienstleistungen veralten, liegt zwar aktuell in dem gleichen Bereich wie 2019, doch schätzen die Unternehmen ohne Innovationsfokus sowohl die Bedrohung aus dem Ausland als auch den Markteintritt neuer Konkurrenten als weniger akut ein. Demgemäß werden Innovationen nicht als sonderlich entscheidend für die Marktposition betrachtet. Die Unternehmen dieses Milieus streben weder eine grundsätzliche Änderung noch eine Erneuerung ihres Geschäftsmodells an. Patente bleiben weiterhin unbedeutend und andere gewerbliche Schutzrechte verlieren hinsichtlich ihrer Relevanz im Zeitvergleich.

Vernetzung und Organisation

Unternehmen ohne Innovationsfokus arbeiten weniger mit externen Partnern zusammen als noch vor drei Jahren. Dies betrifft sowohl Kunden als auch Lieferanten als auch Akteure aus der Wissenschaft. Lediglich mit anderen Unternehmen kooperiert dieses Milieu ähnlich intensiv wie vorher.

Auch die internen Voraussetzungen, die für die Generierung und Realisierung von innovativen Lösungen notwendig wären, fristen eher ein Dasein am Rand. Über eine systematische Innovationsstrategie verfügen die wenigsten Unternehmen dieses Milieus, und eine dezentrale Planung und Steuerung von Innovationsprojekten erfolgt noch weniger als im Jahr 2019. Die Bedeutung nicht monetärer Anreizsysteme ist im Zeitvergleich zurückgegangen, allerdings haben monetäre Anreizsysteme an Bedeutung gewonnen.

Kultur und Kompetenz

Die Unternehmen ohne Innovationsfokus reagieren noch weniger als bisher auf Marktimpulse als Ausgangspunkt für Innovationen. Auch die Rolle eines technologischen Vorreiters wird noch seltener übernommen als im Jahr 2019.

Erhöht hat sich hingegen in demselben Zeitraum die Ausprägung derjenigen Faktoren, die einen wesentlichen Teil der unternehmenskulturellen Rahmenbedingungen für Innovation ausmachen: Teamarbeit, Partizipation und Mitarbeiterentwicklung fallen besser aus als vor drei Jahren. Unkonventionellen Ideen sowohl von Führungskräften als auch von Beschäftigten wird mehr Bedeutung beigemessen und Eigeninitiative, Dynamik sowie Kreativität sind zumindest fast gleichgeblieben.

Allerdings zeichnen sich Unternehmen ohne Innovationsfokus weder durch ein nennenswertes Maß an fachlichen Weiterbildungsmaßnahmen noch durch Schulungen in Innovationsmethoden aus.

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Corona: Jedes zweite Unternehmen ohne Innovationsfokus verschiebt oder verwirft Innovationsaktivitäten infolge der Corona-Pandemie

Am Milieu der Unternehmen ohne Innovationsfokus zeigt sich, dass innovationsfernere Unternehmen angesichts Krisensituation der Corona-Pandemie in besonders stark reagiert und ihre Aktivitäten zurückgefahren haben: 27 Prozent bzw. 23 Prozent von ihnen geben an, Innovationsaktivitäten während der Pandemie abgesagt bzw. verschoben zu haben.

Analog zu den Zufälligen Innovatoren kann die subjektiv wahrgenommene reduzierte Wettbewerbsintensität dazu geführt haben, dass Innovationsaktivitäten an Bedeutung verloren haben. Zudem zeigen die Daten, dass die Unternehmen ohne Innovationsfokus in der Vergangenheit deutlich weniger mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet haben. Dieser Form der Isolation lässt vermuten, dass weniger Innovationsimpulse Eingang in die Unternehmen dieses Milieus fanden.

Für die Unternehmen ohne Innovationsfokus lassen sich folgende positive Aspekte festhalten: Obwohl dieses Milieu eine weitgehend innovationsferne Struktur aufweist, gibt jedes zweite Unternehmen an, die seltenen Innovationsaktivitäten wie geplant umgesetzt (37 Prozent) oder gar ausgeweitet zu haben (12 Prozent). Speziell der letztere Unternehmensanteil ist hoch und vergleichbar mit dem entsprechenden Anteil im Milieu der Technologieführer. Hier ist aber zu beachten, dass unter den Unternehmen der Technologieführer neun von zehn ihre Innovationsaktivitäten unbehelligt fortgeführt haben und das Potenzial für diejenigen, die ihre Innovationen noch weiter intensiviert haben, entsprechend gering war.