Auf den Punkt
Zufällige Innovatoren sind eher risikoscheu, lassen aber immerhin ausreichend Raum für den Zufall. Dieses Milieu wächst um 6 Prozentpunkte auf 22 Prozent, womit es die größte Gruppe unter den Innovativen Milieus ist. Technologie- und Kooperationsaspekte nehmen in den Unternehmen des Milieus eher ab.
Wer sind die Zufälligen Innovatoren?
Das Milieu der Zufälligen Innovatoren macht 22 Prozent des gesamten Befragungssamples aus und ist damit gegenüber der Erhebung des Jahres 2019 von 16 Prozent gestiegen.
Sowohl im Jahr 2019 als auch 2022 ist der Großteil der Unternehmen dieses Milieus aus den Bereichen Bau bzw. sonstige Industrie sowie Logistik und Großhandel.
Dabei sind die Unternehmen, die das Milieu der Zufälligen Innovatoren bilden, im Zeitvergleich durchschnittlich größer geworden und beschäftigen nun im Schnitt 100 Beschäftigte gegenüber 65 Beschäftigten im Jahr 2019. Damit belegen diese Unternehmen zusammengenommen Rang 5 der sieben Milieus.
Gleichzeitig sind die Zufälligen Innovatoren älter geworden. Das Durchschnittsalter ist von 32 auf 40 Jahre gestiegen. Damit ist das Milieu auch im Vergleich älter geworden und belegt nun Platz 5, nachdem es 2019 noch den drittjüngsten Schnitt gestellt hat.
Der Innovationserfolg der Zufälligen Innovatoren
Der Innovationsoutput der Zufälligen Innovatoren ist bezüglich aller vier Innovationsarten im Vergleich mit 2019 deutlich zurückgegangen.
Die Unternehmen dieses Milieus bringen noch relativ viele Organisationsinnovationen hervor, doch sank deren Anteil von 39 Prozent auf 28 Prozent. Der Durchschnitt aller Unternehmen ist ebenfalls gesunken, von 51 Prozent auf 43 Prozent. Der Output der anderen Innovationsarten ist noch geringer: So realisieren Zufällige Innovatoren Marketinginnovationen zu 15 Prozent (gesunken von 31 Prozent und damit unter dem Durchschnitt von 27 Prozent), Produktinnovationen zu 14 Prozent (gesunken von 30 Prozent und damit sehr klar unter dem Durchschnitt aller Unternehmen von 41 Prozent) sowie Prozessinnovationen zu 11 Prozent (gesunken von 25 Prozent bei einem Durchschnitt von 33 Prozent).
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass der Innovationserfolg vor allem hinsichtlich der Produkt- und Prozessinnovationen stark zurückging. Dies geschah also vor allem für diejenigen Innovationsarten, für die ein systematisches Management – aus strategischen, prozessualen und methodischen Elementen – sowie gegebenenfalls ein hinreichend entwickeltes Technologieverständnis notwendig sind. Die Organisationsinnovationen verzeichnen keinen so starken Rückgang, möglicherweise, weil hier die Anforderungen an eine erfolgreiche Realisierung mehr auf eine reaktionsfähige organisatorische Struktur als auf ein systematisches Innovationsmanagement zurückzuführen sind.
Das Innovationsprofil der Zufälligen Innovatoren
Jedes Innovative Milieu zeichnet sich durch ein spezifisches Innovationsprofil aus. Denn die Milieus bestehen aus Unternehmen, die ähnliche Schwerpunkte in der Art setzen, wie sie zu Innovationen kommen. Das spezifische Innovationsprofil eines Milieus setzt sich aus den Faktoren zusammen, die die Unternehmen des Milieus bewusst einsetzen, um innovativ zu sein. Dazu gehören etwa die innerbetriebliche Organisation von Innovationsprozessen oder die Offenheit für Kooperationen mit der Wissenschaft. Daneben gibt es weitere Faktoren wie die spezifischen Bedingungen des wettbewerblichen Umfelds, in dem sich die Unternehmen bewegen. Auch dies beeinflusst das innovative Profil der Unternehmen.
Wir haben die Zufälligen Innovatoren und die Unternehmen der übrigen Milieus detailliert nach allen Faktoren befragt. Aus den Antworten ergibt sich das spezifische Innovationsprofil des jeweiligen Milieus. Zur besseren Verständlichkeit gliedern wir hier in drei Dimensionen: „Stellung im Wettbewerb“, „Vernetzung und Organisation“ sowie „Kultur und Kompetenz“.
Stellung im Wettbewerb
Obwohl die Branchenschwerpunkte der Zufälligen Innovatoren stark denen der Passiven Umsetzer ähneln, zeigt sich hier ein gänzlich anderes Bild der Entwicklung der Inputfaktoren. So hat sich die Bewertung aller drei für die Wettbewerbsintensität wesentlichen Inputfaktoren verringert:
Produkte veralten nicht mehr so schnell wie noch im Jahr 2019, die Bedrohung der Marktposition durch neue Konkurrenten hat abgenommen und die Gefahr starker Konkurrenz aus dem Ausland hat sich reduziert.
In der Folge ist aus Sicht der Zufälligen Innovatoren auch die Bedeutung von Innovationen als entscheidendem Wettbewerbsfaktor zurückgegangen. Das Ziel besteht noch weniger als bisher darin, das eigene Geschäftsmodell möglicherweise zu ändern. Auch eine Erneuerung des Geschäftsmodells durch Innovation ist in der Ausprägungsintensität gesunken. Weder Patente noch gewerbliche Schutzrechte sind für die Zufälligen Innovatoren sonderlich relevant.
Vernetzung und Organisation
Das Bild für die Inputfaktoren im Bereich der Vernetzung und Organisation ähnelt dem der Befragung von 2019, hat sich allerdings bezüglich einiger Ausprägungen merklich verändert.
So arbeiten die Zufälligen Innovatoren weiterhin vor allem mit Kunden und Lieferanten zusammen. Während die Unternehmen dieses Milieus im Zeitvergleich nun noch weniger mit Start-ups zusammenarbeiten, hat die Kooperationsintensität sowohl mit anderen Unternehmen als auch mit Akteuren der Wissenschaft zulegen können. Systematische Innovationsstrategien werden von Zufälligen Innovatoren seltener erarbeitet, Innovationsprojekte werden deutlich weniger dezentral geplant und gesteuert und auch der interne bereichsübergreifende Austausch zwischen den Abteilungen wird weniger gefördert als noch vor drei Jahren.
Eine zweigeteilte Tendenz lässt sich bei den Anreizsystemen beobachten: Während die Bedeutung der nicht monetären Regelungen im Zeitvergleich klar gesunken ist, stieg die Ausprägung der monetären Anreizsysteme im gleichem Zeitraum in ähnlichem Maße.
Kultur und Kompetenz
Bei den Inputfaktoren zum Innovationsbereich Kultur und Kompetenz haben sich hinsichtlich der Ausprägungsintensitäten für die Zufälligen Innovatoren nur geringfügige Änderungen ergeben. Weiterhin stark ausgeprägt sind Eigeninitiative, Dynamik und Kreativität sowie Teamarbeit, Partizipation und Mitarbeiterentwicklung.
Trotz dieses mitarbeiterzugewandten Fokus fällt auf, dass die Unternehmen dieses Milieus wenig Wert auf konkrete fachliche Weiterbildungen legen. Auch Schulungen in Innovationsmethoden werden noch weniger durchgeführt. Außerdem sehen sich Zufällige Innovatoren weniger als technologische Vorreiter.
Corona: Zufällige Innovatoren weiten Innovationsaktivitäten infolge von Corona nicht aus
Die Passiven Umsetzer reagieren äußerst zurückhaltend auf die Corona-Pandemie. Sie geben zu 27 Prozent an, innovative Vorhaben verschoben zu haben. Jedes zehnte Unternehmen der Zufälligen Innovatoren hat seine Innovationsaktivitäten aufgrund der Krise sogar abgesagt. Auffällig ist zudem, dass der Unternehmensanteil, der Innovationsvorhaben in der Pandemie ausgeweitet hat, mit 4 Prozent so niedrig wie in keinem anderen Milieu ist.
Eine mögliche Begründung für diese Anpassungen liegt in der – aus Sicht der Zufälligen Innovatoren – subjektiv empfundenen gesunkenen Wettbewerbsintensität, wodurch Innovationen teilweise ihre Notwendigkeit verlieren. Darüber hinaus zeigen unsere Daten, dass die innovativen Anreizsysteme für die Zufälligen Innovatoren zurückgefahren wurden. Zudem könnten die umfassenden Restriktionen infolge der pandemischen Notsituation dazu geführt haben, dass die Zufälligen Innovatoren weniger externen Innovationsimpulsen ausgesetzt waren. Aufgrund ihrer reagiblen Strukturen sind diese Impulse für das Milieu aber entscheidend, um Organisations- und Produktinnovationen zu erzeugen.