Sonderthema 2023
#04 Innovation und Erfolg
Wirtschaftlicher Erfolg und Innovationsprofil hängen eng zusammen
Die Studie zu den Innovativen Milieus aus dem Jahr 2019 konnte einen auffallenden Zusammenhang zwischen der Milieuzugehörigkeit und dem wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen aufzeigen, wobei wirtschaftlicher Erfolg in Form der Nettoumsatzrendite, des prozentualen Beschäftigtenwachstums sowie der Produktivität der Unternehmen gemessen wurde.
Für die aktuelle Befragung wurden zunächst die Ergebnisse zur Nettoumsatzrendite und zur Beschäftigtenentwicklung aktualisiert und mit den Werten der Befragung von 2019 verglichen. In Bezug auf das Beschäftigtenwachstum wird ein Zeitraum von drei Jahren betrachtet. Anschließend wurden Regressionsanalysen zum Zusammenhang zwischen Innovationsoutput und verschiedenen Erfolgskennzahlen durchgeführt.
Es fällt unmittelbar auf: Unternehmen mit mehr innovativem Output erzielen im Mittel eine höhere Nettoumsatzrendite, das heißt, sie erzielten mit jedem Euro Umsatz mehr Gewinn. Darüber hinaus fällt auf, dass die Aktivitäten der Unternehmen im Jahr 2019 noch erheblich profitabler waren, als sie es in der gegenwärtigen Situation sind: 2022 erzielen die Unternehmen nur noch 85 Prozent der Nettoumsatzrendite von 2019, wobei der Rückgang über alle Gruppen weitgehend gleichmäßig verteilt ist.
Die Corona-Pandemie ist zwar als allgemeiner externer Schock zu interpretieren, hat sich aber auf Branchenebene unterschiedlich stark ausgewirkt. Die Beobachtung, dass der Produktivitätsrückgang über alle Unternehmen weitgehend gleich stark ausgefallen ist, bestätigt daher folgenden Befund: Innerhalb der Milieus gibt es zwar erkennbare Branchenschwerpunkte, doch jedes Milieu stellt dennoch einen Ausschnitt aus der Gesamtheit der deutschen Unternehmen dar und ist deshalb in ähnlichem Maße von der Pandemie betroffen.
Ein vergleichbares Bild ergibt sich, wenn anstelle der Nettoumsatzrendite das prozentuale Beschäftigungswachstum innerhalb der Unternehmen in einer Dreijahresperiode vor der Befragung analysiert wird. Auch hier fällt zunächst auf, dass es eine markante Korrelation gibt zwischen Innovationsgrad und historischem Beschäftigtenwachstum. Dies ist besonders vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass es sich um prozentuale Wachstumsraten handelt und kleinere Unternehmen es dadurch per Konstruktion leichter haben, bei diesem Erfolgsmaß gut abzuschneiden. Innerhalb der Milieus der Leader-Gruppe (Technologieführer und Disruptive Innovatoren) subsummieren sich überdurchschnittlich viele Großunternehmen – dennoch waren und sind diese Unternehmen erkennbar häufiger in der Lage, große Wachstumsraten in Bezug auf ihre Belegschaft zu realisieren.
Die Analyse der Beschäftigtenentwicklung zeigt, dass der Zusammenhang auch dann bestehen bleibt, wenn für die Größenklassen kontrolliert wird, und weist auf den robusten Zusammenhang zwischen unternehmerischer Innovation und Erfolg hin.
Es wird aber auch deutlich, dass es den Unternehmen im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld schwerfällt, die erfolgreichen Kennzahlen aus dem vergangenen Jahrzehnt fortzuschreiben: Während die Unternehmen von 2014 bis 2017 um durchschnittlich 15,5 Prozent wachsen konnten, verzeichneten sie von 2018 bis 2021 nur noch ein Belegschaftswachstum von 3,3 Prozent. Erneut findet sich die reduzierte Wachstumsdynamik weitgehend homogen in den drei Gruppen wieder. Interessanterweise sind die Stichproben der Jahre 2019 und 2022 trotz ihrer teils unterschiedlichen Zusammensetzung im Mittel exakt gleich groß, weshalb verschiedene Größenstrukturen nicht als mögliche Erklärung für die eingetrübte Wachstumsdynamik dienen können.