Auf den Punkt
Konservative Innovatoren vertrauen auf ihre gewachsene Kompetenz und generieren Innovationen vorsichtig „aus sich selbst heraus“. Der Anteil der Konservativen Innovatoren an der gesamten Unternehmenslandschaft wächst um 8 Prozentpunkte. Der Innovationserfolg ist unverändert und die Unternehmen fallen durch eine verstärke Kooperationskomponente auf, weshalb das Milieu näher an das Kooperationsprofil rückt.
Wer sind die Konservativen Innovatoren?
Der Anteil der Konservativen Innovatoren ist im Vergleich zu 2019 deutlich gestiegen und beträgt nun 12 Prozent (gegenüber 4 Prozent).
Die Zusammensetzung der Schwerpunktbranchen, in denen die Unternehmen dieses Milieus vorrangig tätig sind, hat sich strukturell verändert. Stammten 2019 noch 28 Prozent aus der Pharma-, Chemie- und Kunststoffindustrie, stellt nun die Metall- und Elektroindustrie mit 26 Prozent hier den bedeutendsten Branchenschwerpunkt. Auch diesmal liegt der zweite Schwerpunkt im Maschinenbau, allerdings ist dessen Anteil im Zeitvergleich von 23 Prozent auf 12 Prozent gesunken. Die Dominanz einzelner Branchen im Milieu der Konservativen Innovatoren nimmt also ab – die Unternehmen setzen sich nun aus einem gleichmäßiger verteilten Branchenmix zusammen. Damit hat sich auch der Industriefokus gegenüber der Erhebung 2019 verringert. Damals noch bei 85 Prozent, ist er nun auf 66 Prozent gesunken.
Die Unternehmen der Konservativen Innovatoren sind kleiner geworden: Im Jahr 2019 lag die durchschnittliche Unternehmensgröße noch bei 230 Beschäftigten, nun liegt sie bei durchschnittlich 170 Beschäftigten. Damit hat dieses Milieu auch in Relation zu den anderen Innovativen Milieus etwas an Größe eingebüßt und belegt nach vormals Platz 2 nun den dritten Platz.
Die Konservativen Innovatoren haben sich im Zeitvergleich verjüngt: Das Durchschnittsalter lag 2019 bei 39 Jahren. Nun sind die Konservativen Innovatoren durchschnittlich 35 Jahre alt. Sie gehören damit jetzt zu den drei jüngsten Milieus, nachdem sie vorher noch das zweitälteste unter den Milieus waren.
Der Innovationserfolg der Konservativen Innovatoren
Der Schwerpunkt des innovativen Outputs der Konservativen Innovatoren liegt bei Produkt- und Dienstleistungsinnovationen. Im Zeitvergleich stieg der Anteil von 61 Prozent auf 67 Prozent. Damit liegen die Konservativen Innovatoren weit über dem Durchschnitt aller Milieus (41 Prozent, im Vergleich zu 2019 von 45 Prozent gefallen).
Ebenfalls klar über dem Durchschnitt liegt der Output mit Blick auf Prozessinnovationen. Deren Anteil liegt bei den Konservativen Innovatoren bei 48 Prozent (leicht gefallen von 51 Prozent), während der Durchschnitt aller Milieus nurmehr 33 Prozent beträgt und im Vergleich zu 2019 (42 Prozent) recht deutlich gefallen ist.
In einem ähnlichen Bereich liegen die Organisationsinnovationen: Ihr Anteil beträgt 45 Prozent (von 49 Prozent leicht gefallen) und liegt knapp über dem Durchschnitt aller Milieus (43 Prozent, von 51 Prozent gefallen).
Auch wenn die Marketinginnovationen beim Output das Schlusslicht bilden, ist deren Anteil bei den Konservativen Innovatoren von 28 Prozent auf nun 34 Prozent gestiegen und liegt über dem Durchschnitt (27 Prozent, gefallen von 32 Prozent).
Das Innovationsprofil der Konservativen Innovatoren
Jedes Innovative Milieu zeichnet sich durch ein spezifisches Innovationsprofil aus. Denn die Milieus bestehen aus Unternehmen, die ähnliche Schwerpunkte in der Art setzen, wie sie zu Innovationen kommen. Das spezifische Innovationsprofil eines Milieus setzt sich aus den Faktoren zusammen, die die Unternehmen des Milieus bewusst einsetzen, um innovativ zu sein. Dazu gehören etwa die innerbetriebliche Organisation von Innovationsprozessen oder die Offenheit für Kooperationen mit der Wissenschaft. Daneben gibt es weitere Faktoren wie die spezifischen Bedingungen des wettbewerblichen Umfelds, in dem sich die Unternehmen bewegen. Auch dies beeinflusst das innovative Profil der Unternehmen.
Wir haben die Konservativen Innovatoren und die Unternehmen der übrigen Milieus detailliert nach allen Faktoren befragt. Aus den Antworten ergibt sich das spezifische Innovationsprofil des jeweiligen Milieus. Zur besseren Verständlichkeit gliedern wir hier in drei Dimensionen: „Stellung im Wettbewerb“, „Vernetzung und Organisation“ sowie „Kultur und Kompetenz“.
Stellung im Wettbewerb
Das Profil der Inputfaktoren für den Bereich der Stellung im Wettbewerb ist bei den Konservativen Innovatoren zwar ähnlich wie 2019, doch haben sich die Ausprägungsstärken verschoben. So ist aus Sicht der Konservativen Innovatoren die Bedeutung von Innovationen für eine starke Marktposition noch entscheidender als vorher. Die Unternehmen dieses Milieus führen Innovationsprojekte durch, mit denen neue Geschäftsfelder erschlossen werden sollen. Dieser Aspekt ist erheblich wichtiger geworden.
Im Vergleich dazu geringer ausgeprägt ist hingegen die Zielsetzung, mittels Innovationen das angestammte Geschäftsmodell zu verändern.
Die Ergebnisse der Innovationsaktivitäten sollen nun zudem vorwiegend über andere gewerbliche Schutzrechte abgesichert werden. Patente sind im Gegenzug deutlich weniger wichtig geworden. Konservative Innovatoren sehen sich weniger der Gefahr ausgesetzt, dass Produkte oder Dienstleistungen schnell veralten oder die Marktposition durch neue Konkurrenten bedroht wird.
Vernetzung und Organisation
Die Innovationsfaktoren in der Dimension Vernetzung und Organisation sind zum Teil stärker ausgeprägt als 2019. Sie haben sich aber nicht strukturell verändert. Insbesondere fällt eine tief gehende Änderung der Anreizsysteme auf. So sind vor allem nicht monetäre Systeme sehr viel schwächer ausgeprägt im Vergleich zu 2019. Auch die Ausprägung der monetären Anreizsysteme ist zurückgegangen.
Im Vergleich leicht stärker ausgebildet als 2019 sind jetzt eine systematische Innovationsstrategie als rahmensetzender Ausgangspunkt der Innovationsaktivitäten, die dezentrale Planung und Steuerung der Projekte sowie die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Schwächer ausgeprägt sind hingegen die Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und anderen Unternehmen.
Kultur und Kompetenz
Das Ausprägungsprofil der Innovationsfaktoren im Bereich Kultur und Kompetenz der Konservativen Innovatoren hat sich im Vergleich zu 2019 nur leicht verändert. Bis auf die Aspekte Schulungen in Innovationsmethoden und fachliche Weiterbildungen haben sich die Ausprägungen aller Faktoren verstärkt. Am deutlichsten wird das am Inputfaktor der technologischen Vorreiterschaft. Auch in punkto Eigeninitiative, Dynamik und Kreativität sowie Teamarbeit, Partizipation und Mitarbeiterentwicklung sehen die Unternehmen dieses Milieus stärkere Ausprägungen als vorher.
Hervorzuheben ist hier insbesondere, dass die Steigerung dieser Aspekte mit den oben beschriebenen Veränderungen im Faktorbereich Vernetzung und Organisation einhergeht. Augenscheinlich gelingt es den Konservativen Innovatoren, die Kreativität und Innovationskraft stark über kulturelle Rahmenbedingungen zu stimulieren.
Corona: Konservative Innovatoren reagieren konservativ auf die Corona-Pandemie
In Bezug auf die durch Corona induzierte Verschiebung, Ausweitung oder Verwerfung von Innovationsaktivitäten machen die Konservativen Innovatoren ihrem Namen alle Ehre: Sie reagieren in konservativer Weise und passen die ursprünglich geplanten innovativen Aktivitäten in knapp drei von vier Fällen nicht an (73 Prozent).
Diese Reaktion lässt sich – analog zu den Kooperativen Innovatoren –mit den spezifischen Charakteristika der Konservativen Innovatoren erklären, denn diese Unternehmen sind im Mittel ältere Großunternehmen mit industriellem Branchenfokus. Sie verfügen oft über Patente und planen ihre Innovationsaktivitäten mit langer Vorlaufzeit. Daher erscheint es plausibel, dass sie auch in Krisenzeiten an ihrer strategischen Innovations- und Investitionsplanung festhalten und im positiven Sinne konservativ reagieren.
Der Anteil der Unternehmen, die Vorhaben auf die Zeit nach der Krise verschieben musste, hält sich mit dem Unternehmensanteil, der Aktivitäten ausweiten konnte, die Waage (14 Prozent gegenüber 13 Prozent).